Prinzessin Bean tauscht ihre Krone gegen ein Schwert und zieht mit Luci und Elfo durch den Wald: "Disenchantment" auf Netflix.

Foto: Netflix

Prost!

Foto: Netflix

Bild nicht mehr verfügbar.

Nach den "Simpsons" und "Futurama" ist "Disenchantment" Matt Groenings nächster Streich.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Rich Fury

Zehn Jahre saß Matt Groening, Erfinder der Simpsons und von Futurama, an Disenchantment. Ursprünglich plante er eine Fortsetzung von Die Simpsons – Der Film, in der Homer den König einer Fantasywelt spielen sollte. Herausgekommen ist letztendlich eine mittelalterliche Fantasyserie – ab Freitag auf Netflix.

Prinzessin Tiabeanie, kurz Bean, flüchtet vor einer Zwangsverheiratung. Denn die Tochter von König Zog und Königin Dagmar soll – aus politischen Gründen – mit einem Sohn einer anderen Herrscherfamilie verheiratet werden.

Bean hat aber so gar keine Lust auf ein Prinzessinnenleben und schlägt sich ihre Nächte lieber mit Bier und Kartenspielen in Bars um die Ohren. Ihr Bräutigam stirbt noch während der Trauung bei einem kuriosen Unfall: Er fällt auf den spitzen Thron ihres Vaters. Im Chaos ergreift Bean die Flucht.

Begleitet wird sie bei ihrer Reise durch mittelalterliche Städte und Märchenwälder von Luci, einem kettenrauchenden Dämon, und dem naiven Elfo, der die erzwungene Heiterkeit in der Elfenwelt satthatte und die schmutzige, echte Welt erkunden will.

Visuell ist die Handschrift von Groening klar erkennbar: Die Figuren in Disenchantment haben stets Überbiss und Glupschaugen.

Schwarzer Humor fehlt

An den Schmäh von Simpsons und Futurama kommt seine neue Serie aber nicht heran. Denn auch wenn hie und da ein Wortwitz gelingt, fehlen der schwarze Humor und die gewohnten gesellschaftskritischen Anspielungen beinahe gänzlich.

Öfter überkommt einen das Gefühl, dass Groening vergessen hat, manche Gags zu zünden. Das Königspaar erinnert vom Aussehen etwa ganz klar an die Trump-Familie, hat aber sonst kaum Gemeinsamkeiten.

Auch genrespezifische Anspielungen, wie man sie von Futurama kennt, findet man in Groenings neuer Serie kaum. Dabei hätte es Disenchantment als Genreparodie leicht, allein Game of Thrones liefert viel persiflierbaren Stoff. Eine durchdachte Handlung könnte das alles kompensieren. Denn im Gegensatz zu Simpsons und Futurama ist Disenchantment seriell erzählt, bietet also die Möglichkeit, eine komplexere Handlung über mehrere Folgen aufzubauen. Aber auch hier kann die neue Groening-Serie nicht punkten. Zu oft wurde die Geschichte von der heiratsunwilligen Prinzessin schon erzählt.

30. Staffel der "Simpsons"

Die Simpsons, Groenings erste Serienschöpfung, laufen hingegen wie geschmiert. Die 1989 gestartete Serie geht am 30. September in die 30. Staffel. Fox-CEO Dana Walden sagte erst kürzlich in einem Interview, dass ein Ende der Serie noch nicht in Sicht sei. Ab der (noch nicht bestätigten) 31. Staffel wären Die Simpsons auf dem Papier übrigens eine Disney-Familie. Sollten die Behörden die Übernahme genehmigen, gehört der Fernsehsender Fox nämlich künftig zum Disney-Konzern.

Auch die Simpsons brauchten ihre Zeit, um warmzulaufen. Nach einem etwas holprigen Start schraubte Groening an den Figuren und machte die gelbe Familie erst später zu der, die wir heute kennen. Disenchantment hat den Nachteil, dass die Erwartungen an eine neue Groening-Serie wohl maßlos übertrieben sind – man kann nur enttäuscht werden. Die Serie hat jedenfalls eine Schonfrist verdient, denn sie hat das Potenzial, in der zweiten Staffel so richtig abzuheben. (Philip Pramer, 16.8.2018)

Trailer

KinoCheck