Bei seiner Reise möchte Andy Pardy den letzten Sommer in der EU genießen. Großbritannien plant, 2019 aus der Union auszusteigen.

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Auch in Zeiten des Brexits gehen den Briten die Exzentriker nicht aus. Man kann auch sagen, dass gerade in Zeiten des Brexits die Exzentriker gefordert sind. Ein Brite macht jetzt seinem Ärger Luft. Andy Pardy hat seinen Job aufgegeben und sein Sparkonto geplündert, um ein Zeichen gegen den Austritt des Königreichs aus der EU zu setzen. Und das ganz wortwörtlich: Der 28-Jährige will in großen Lettern auf die Landkarte von Europa seine Botschaft schreiben: "Stop Brexit".

Dazu fährt er mit seinem weißen VW-Transporter rund drei Monate lang durch 32 Länder, gut 30.000 Kilometer weit, um mithilfe eines GPS-Trackers die Buchstaben seines Statements auf die Straßen Europas zu zeichnen. Im Moment ist er gerade beim Buchstaben "p" angelangt, ungefähr auf der Höhe des Polarkreises zwischen Norwegen, Schweden und Finnland. Mitverfolgen lässt sich seine Route auf der Webseite therogueconsultant.com und auf Pardys Instagram-Account.

Die Idee zu seiner Protestaktion hatte der IT-Berater, als er auf einer Jogging-App seine jüngste Laufstrecke checkte. Das kann man ja auch größer aufziehen, schoss ihm durch den Kopf. Er besorgte sich Landkarten und begann, seine Route zu planen. "Es ist der letzte Sommer, den wir in der EU sind", meinte Pardy, "und ich wollte die Buchstaben von ‚Stop Brexit‘ mit all den Plätzen kombinieren, die ich unbedingt besuchen wollte." Im Juli fing er mit dem "S" in Schottland an, irgendwann Ende Oktober wird er in Spanien seine Reise beenden.

"Will meine Meinung kundtun"

Denkt er, dass seine Aktion etwas ausrichten wird? "Ich weiß", meint er, "dass das nicht den Brexit stoppen wird. Aber ich will meine Meinung kundtun." Als Sohn eines britischen Soldaten in der Rhein armee wuchs Pardy in Deutschland auf, hat später in Madrid gewohnt und die Freizügigkeit in der EU genossen. "Es war eine große Erfahrung, und ich kenne eine Menge junger Leute, denen es genauso geht." Wer weiß, meint Pardy, ob das Reisen für Briten so noch möglich sein wird, wenn der Brexit Ende März 2019 erfolgt.

Die Geografie des Kontinents bedingt, dass Pardys Onlinetracker in Fahrtrichtung "Stop tixerB" lesen wird, weil er das zweite Wort im Baltikum beginnen und rückwärts schreiben will. Auch wegen des Wetters würde es mehr Sinn ergeben, in Estland mit dem "t" anzufangen und Ende Oktober mit dem "B" in Spanien aufzuhören, wenn es dort dann noch warm ist.

Haus kaufen – oder den Sommer genießen?

Für seine Aktion hat Andy Pardy seine Spargroschen geopfert. 6.000 Pfund hat der gebrauchte VW-Transporter gekostet, rund 5.000 Pfund hat er für die Reise selbst budgetiert, das entspricht rund 12.500 Euro. Eigentlich war das Geld als eine Anzahlung für eine Immobilie gedacht. "Ich musste überlegen, ob ich dieses Haus kaufen und eine Verpflichtung auf Jahre hinaus eingehen wollte, für die ich langfristig in meinem Job bleiben müsste." Dann entschied er sich: "Ich wollte etwas Besonderes während unseres letzten Sommers in der EU machen. Wann, wenn nicht jetzt?"

Auf Deutschland freut er sich schon, wo er den Buchstaben "e" abfahren will. "Ich versuche, pünktlich zum Oktoberfest in München zu sein." (Jochen Wittmann aus London, 16.8.2018)