Nicht nur in der U6, in allen Wiener U-Bahnen darf bald nicht mehr gegessen werden.

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Grundsätzlich gilt das Verbot für alle Speisen und nicht nur für olfaktorisch gut wahrnehmbare Köstlichkeiten wie Pizza, Kebab, Nudeln oder Leberkäsesemmeln.

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Wien – Das Essen war nicht das Problem. Aber der Lärm durch den Autoverkehr am Gürtel. Weil Wiens Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) kaum zu verstehen war, musste die Pressekonferenz beim Bahnhof Michelbeuern am Donnerstagvormittag kurzerhand um einige Meter hinter ein lärmschützendes Gebäude verlegt werden.

An der Bekanntgabe änderte das freilich nichts mehr: Sima kündigte an, dass in Wien ein generelles Essverbot in allen U-Bahn-Linien eingeführt wird. Den Anfang macht die U6, wo das Verbot bereits ab Anfang September gelten wird. Ab 15. Jänner 2019 wird das Essverbot auch in allen anderen U-Bahn-Linien eingeführt, sagte Sima.

Mehr als 50.000 Umfrage-Teilnehmer

Die Wiener Linien hatten davor über mehrere Wochen eine Online-Umfrage zu dem Thema durchgeführt. 51.216 Personen haben daran teilgenommen, eine "überwältigende Mehrheit" sprach sich laut den Verkehrsbetrieben für ein Essverbot auf allen U-Bahn-Linien aus. Konkret beantworteten 37.453 Teilnehmer die Frage, ob sie ein generelles Essverbot in der U-Bahn wünschen, mit Ja. Wie viele Personen diese Frage mit Nein beantworteten, gaben die Wiener Linien zunächst nicht bekannt.

Eine Mehrheit von 28.431 Teilnehmern sprach sich zudem für ein generelles Essverbot von allen Speisen in der U6 aus. Fahrgäste hätten sich laut den Wiener Linien neben der Geruchsbelästigung auch über durch Essensreste verunreinigte Sitz- und Stehplätze beschwert.

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Vorerst keine Strafen vorgesehen

Das ab 1. September zunächst in der U6 geltende Essverbot werde "sehr soft" eingeführt, sagte Sima. Strafen seien vorerst nicht vorgesehen. Die Stadt hofft, dass die Fahrgäste eigenverantwortlich auf andere Kunden der Wiener Linien Rücksicht nehmen. Auf das Essverbot soll mit einer Infokampagne auf Plakaten sowie auch Anzeigetafeln in den Stationen, mit Piktogrammen sowie durch Sicherheitspersonal der Wiener Linien hingewiesen werden.

Grundsätzlich gilt das Verbot für alle Speisen, eine Liste mit olfaktorisch gut wahrnehmbaren Köstlichkeiten wie Pizza, Kebab, Nudeln oder Leberkäsesemmeln wird es demnach nicht geben. "Wir werden Kleinkindern aber nicht das Keks aus der Hand reißen", stellte Sima klar. "Jedem ist klar, worum es bei diesem Verbot geht." Essen in den U-Bahn-Stationen soll weiter erlaubt bleiben.

Ausweitung auf alle U-Bahnen ab Jänner

Dass das Essverbot in allen U-Bahn-Linien erst ab 15. Jänner 2019 gilt, begründete Sima mit einer längeren Einführungs- und Eingewöhnungsphase. Sollte sich zeigen, dass weiter in den U-Bahnen gegessen wird und Hinweise und Ermahnungen nicht fruchten, sei es nicht ausgeschlossen, dass auch gestraft wird. Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer kann sich eine Bestrafung analog zum seit einigen Jahren geltenden Rauchverbot vorstellen. Hier sind 50 Euro für Wiederholungstäter fällig. Steinbauer: "Das wäre eine Möglichkeit."

Ein generelles Essverbot in allen Wiener Öffis, also auch in Straßenbahnen und Bussen, ist vorerst nicht angedacht. Die notwendige kostenintensive Reinigung von Essensresten sei etwa in Straßenbahnen im Vergleich zu U-Bahnen nur "in sehr reduziertem Ausmaß" ein Thema, sagte Steinbauer.

Als Test für das Essverbot in U-Bahnen wurde bewusst die U6 gewählt, der Sima ein "Imageproblem" attestierte. Diesem soll mit einem Maßnahmenpaket entgegengesteuert werden. Erst am Dienstag wurden an ausgesuchten U6-Stationen blau-gelbe Bodenmarkierungen angebracht, um die Ein- und Ausstiegszeit von Passagieren zu optimieren. Aktuell ist zudem rund jeder zweite U6-Zug noch nicht klimatisiert: Sonnenschutzfolien sollen in diesen Garnituren für erträglichere Temperaturen sorgen.

Neos gegen generelles Essverbot

Die Wiener Neos bezeichneten das "absolute Essverbot" in den U-Bahnen am Donnerstag als zu harte Maßnahme. Das "geht definitiv einen Schritt zu weit", sagte Klubobmann Christoph Wiederkehr. Er sprach von einer "unerträglichen Sima-Verbotspolitik", die gestoppt werden müsse. (David Krutzler, 16.8.2018)