Wien – Die Phase des überschießenden Optimismus, die im Dezember noch zu Höchstständen bei Konjunkturindikatoren gesorgt hatte, ist vorbei. Im Juli 2018 hat sich die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft den siebenten Monat in Folge abgeschwächt, schreibt die Bank Austria. Trotzdem liegen die Indikatoren weiter klar über dem langjährigen Schnitt.

Der private Konsum soll mit 1,8 Prozent Zuwachs überhaupt das stärkste Wachstum seit mehr als einem Jahrzehnt hinlegen, schreibt die Bank Austria im aktuellen Konjunkturbericht. Ganz werde der private Konsum das Tempo zwar nicht halten können. Es gebe dafür aber weiter viel Rückenwind durch die günstige Lage am Arbeitsmarkt, die Lohndynamik und eine gute Verbraucherstimmung – wenngleich sich im Juli auch das Verbrauchervertrauen etwas reduziert habe.

Die Inlandsnachfrage stützt demnach weiter ein "anhaltend solides Wirtschaftswachstum" auch im zweiten Halbjahr, das von der Bank Austria Volkswirtschaft in der zweiten Jahreshälfte zwischen 2,5 und drei Prozent gesehen wird. Für das Gesamtjahr hält der Chefökonom Stefan Bruckbauer seine BIP-Prognose (2,8 Prozent Wachstum) aufrecht. 2019 sollen es dann zwei Prozent sein.

Globaler Handel hat an Schwung verloren

Allerdings werden die Exporte heuer in der zweiten Jahreshälfte das Wachstum wohl nicht mehr so stark unterstützen können, glaubt die Bank. Einerseits habe der globale Handel an Schwung verloren. Anderseits sorge die starke Binnenkonjunktur für eine weiter hohe Importdynamik. Gerade für die exportorientierte österreichische Wirtschaft bergen die Verschärfung von Wirtschaftssanktionen und die protektionistische US-Zollpolitik ein hohes Konjunkturrisiko.

Speziell im Monat Juli war der abermalige Rückgang des Konjunkturindikators (auf 3,6 Punkte) vor allem Unsicherheiten im Außenhandel und der schlechteren Stimmung in der exportorientierten Industrie geschuldet. Im vergangenen Halbjahr hat sich durch neue geopolitische Risiken und zunehmende protektionistische Tendenzen das internationale Umfeld für die heimische Exportwirtschaft verschlechtert. Demnach war auch dieser Teilindikator (Aussichten in den Absatzmärkten) schlechter als die anderen Parameter.

"Überschaubare" Auswirkungen der Türkeikrise

Die Auswirkungen der Türkeikrise hält Bruckbauer für "überschaubar". Mit einem Exportanteil von 0,9 Prozent sei die Türkei nur die Nummer 20 der wichtigsten Exportpartner Österreichs. Die Direktinvestitionen der Österreicher in der Türkei machten weniger als 1 Prozent der gesamten österreichischen Auslandsinvestitionen aus. Weniger als ein halbes Prozent der österreichischen Nachfrage sei von der Türkei abhängig.

Nur die Bauwirtschaft hat sich im Juli unter den im Konjunkturbarometer abgefragten Wirtschaftssektoren der allgemein leicht nach unten tendierenden Wirtschaftsstimmung entgegengestemmt, berichtete die Bank Austria weiter. Volle Auftragsbücher und gute Auslastungszahlen haben die Geschäftseinschätzung am Bau auf ein neues Allzeithoch getrieben. (APA, 16.8.2018)