Wolfgang Ambros ortet in der FPÖ "viele braune Haufen".

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Nun liegen also die braunen Haufen seit etwas mehr als einer Woche auf dem Tisch des Hauses, und unvermeidlich werden einige Bröcklein davon die Hochzeitstafel der Außenministerin garnieren. Warum soll der russische Gast nichts von der österreichischen Realität mitbekommen, wo Reisen angeblich doch bildet? (Die Kosten für die mit dieser Einladung zu einer Privatveranstaltung verbundenen Sicherheitsvorkehrungen trägt sicher der Bräutigam. Schließlich gehört es zu den vorrangigen Zielen dieser Regierung, die Steuerzahler zu entlasten.) Und Hauptsache, die Diagnose von Wolfgang Ambros wird die Stimmung nicht trüben, aber das konnte man schon den bisherigen Reaktionen darauf entnehmen.

Alle stehen sie nur um die Haufen herum, einige naserümpfend, andere leicht verlegen, weil sie ihre burgenländischen Nasen gern selbst hineinstecken würden, der Bundeskanzler in tiefes Schweigen versunken. Was ficht ihn auch ein Regierungspartner an, solange ihm dessen olfaktorische Qualitäten das Amt sichern? So blieb es bisher den Haufenproduzenten überlassen, die Fahne des Anstandes gegen den frechen Sänger hochzuhalten. Und wie! Der Vizekanzler erkannte messerscharf dessen Frevel: Ambros habe "die blaue Wählerschaft" beschimpft, um so ebendiese als Geisel/Komplizen einschlägig agierender Funktionäre zu vereinnahmen.

Karriereziel Hofburg

Der Verkehrsminister gab sich fast staatsmännisch, was bei seinem Karriereziel Hofburg nicht verwunderlich ist. Ihm tue es leid, dass Ambros so über die Freiheitlichen denke, er nehme es zur Kenntnis, könne es aber nun einmal nicht ändern. Bei jeglichem Wundern, was alles möglich ist: Dass sich diese FPÖ ändert, wäre ein Wunder, ist also bis auf weiteres unmöglich.

Einen schönen Beweis für seine Qualifikation als Generalsekretär lieferte Christian Hafenecker. Seine Einschätzung "abgehalfterter Musiker" kann Ambros nicht stören. Hafenecker nutzte nur wieder einmal die unwiderstehliche Angriffsfläche, die dem hiesigen Sumper ein Bürger bietet, der es wagt, auch als Künstler eine politische Meinung zu haben und sie nicht zu unterdrücken. Das ortsübliche Urteil: lebenslänglich im elfenbeinernen Turm.

Eine Zumutung hingegen war die Einladung, doch "auf ein Gulasch und ein Seidel Bier unter Männern" zu gehen. Abgesehen von der unbewussten Farbensymbolik – der Generalsekretär kommt einfach nicht von den braunen Substanzen weg – sagt ein solcher Vorschlag zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Immerwiederbetätigung alles über den Geist der FPÖ und vieles über das Land, in dem er gemacht werden kann. Wir werden keine Historiker brauchen, wozu überhaupt gar eine Historikerkommission, wenn sich doch bei Bier und Gulasch in aller Gemütlichkeit so reden lässt, wie es dem Thema angemessen ist, ohne dass man gleich Wähler beschimpft. Und Fake-News über Auschwitz bereden wir besser beim Würstelstand, weit weg vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Unter Männern.

Ambros hat mit seiner Beschreibung nicht nur der FPÖ etwas vorgelegt. Andere sind mitbetroffen und müssten endlich einmal handeln, soll sie nicht zum Fluch werden. (Günter Traxler, 16.8.2018)