Der letzte seines Stammes

Nach allem, was man bisher weiß, könnte dies das letzte überlebende Mitglied eines unkontaktierten Ureinwohnerstammes in einer abgelegenen Ecke des brasilianischen Regenwaldes sein. Niemand kennt seinen Namen, seine Sprache oder seine Kultur – tatsächlich ist auch unklar, ob er überhaupt noch am Leben ist. Die hier verlinkten Filmaufnahmen entstanden tief im Dschungel des Bundesstaates Rondônia in Westbrasilien. Die Bilder zeigen einen langhaarigen Mann, möglicherweise in seinen 50ern, der mit einer Art Axt einen Baum zu fällen versucht. Aufgenommen wurden sie 2011 von Angehörigen der Fundação Nacional do Índio (FUNAI), der brasilianischen Behörde zum Schutz der indigenen Bevölkerung des Landes. Veröffentlicht wurden sie aber erst kürzlich, um auf den anhaltenden Kampf zwischen den Ureinwohnern und dem wachsenden Landhunger der Agrarwirtschaft aufmerksamen zu machen.

FUNAI hat bereits seit 1996 ein Auge auf den Mann, seinen früheren Stamm kennt man allerdings schon länger. Während der 1970er- und 80er-Jahre dezimierte eine von Farmern initiierte Serie von Massakern sein Dorf sowie zahlreiche weitere Ethnien in der Umgebung. Ab Mitte der 1990er-Jahre war er nach Beobachtungen von FUNAI der einzig verbliebene Indigene in der Region. Nachdem er jeglichen Kontakt zur Außenwelt vermieden hat, stützen sich die Kenntnisse über ihn fast ausschließlich auf aufgegebenen Unterkünften. Diese ergaben, dass er Mais, Maniok, Papayas und Bananen anbaut. Außerdem wurden metertiefe Tierfallen mit Spießen am Grund entdeckt. Manche vermuten auch, dass er selbst in solchen Gruben Zuflucht sucht, weshalb er den Spitznahmen "Man in the Hole", also "Mann im Loch", erhielt.

Eine bald nach seiner Entdeckung eingerichtete Schutzzone für den Mann, die den Zutritt von Fremden und Holzfällern unter Strafe stellte, konnte ihn letztlich nicht vor Unheil bewahren: 2009 wurde er von einem Unbekannten angeschossen, dürfte aber überlebt haben. Die Behörden vermuten lokale Farmer hinter der Attacke. Mittlerweile ist die Schutzzone gänzlich von Rinderfarmen umgeben. Wie lange sie noch Bestand haben wird ist ungewiss, insbesondere in Hinblick auf die im Oktober stattfinden Präsidentenwahlen. Nachdem laut Umfragen der beliebteste Kandidat, Ex-Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva, im Gefängnis sitzt und daher wahrscheinlich nicht antreten wird, gilt der zweitplatzierte ultrarechte Ex-Militär Jair Bolsonaro als potenzieller Sieger. Bolsonaro hetzt gegen Minderheiten und verherrlicht die Militärdiktatur.

Screenshot: Funai

Ägyptische Mumienrezeptur ist älter als gedacht

Die Kunst der Ägypter, ihre Toten gleichsam für die Ewigkeit zu konservieren, ist offenbar viel älter als bisher angenommen: Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universitäten York (Großbritannien) und Macquarie (Australien) untersuchte basierend auf eine ältere Studie eine über 5.500 Jahre alte Mumie aus dem Ägyptischen Museum im italienischen Turin, deren guten Erhaltungszustand man bisher auf natürliche Austrocknung im heißen Wüstensand zurückgeführt hatte. Mehrere unterschiedliche Analysemethoden führten allerdings zu dem überraschenden Schluss, dass an dem Leichnam des etwa 30-jährige Mannes um das Jahr 3600 vor unserer Zeitrechnung in Wahrheit eine rituelle Mumifizierung durchgeführt worden war.

Mehr noch: Die Wissenschafter konnten sogar einen Teil der Rezeptur entschlüsseln, mit deren Hilfe der Tote konserviert wurde. Demnach hätten die altägyptischen Priester eine Mischung aus Pflanzenölen, eine Art Gummi aus pflanzlichem Zucker (vermutlich von Akazien), Nadelbaumharz und aromatischen Wurzelextrakten zur Einbalsamierung verwendet. Dieses Verfahren habe eine ähnlich antibakterielle Wirkung gehabt, wie jene Mumifizierungen, die rund 2000 Jahre später im alten Ägypten angewendet wurden, schreiben die Wissenschafter im "Journal of Archaeological Science".

Foto: Stephen Buckley, University of York

Der kleine Bruder der Milchstraße wurde verschlungen

Die Lokale Gruppe, unser heimatlicher Galaxienhaufen, wird im Wesentlichen von der Milchstraße und dem Andromedanebel dominiert, die von über 60 Zwerggalaxien umkreist werden. Der Rest besteht aus einigen vergleichsweise kleinen Galaxien. Nun haben Astronomen um Richard D'Souza und Eric Bell von der University of Michigan in Ann Arbor Hinweise auf einen weiteren galaktischen Riesen in unserem Haufen entdeckt, der allerdings bereits vor langer Zeit zerstört worden ist. Die Forscher beobachteten im Halo sowie in einem gewaltigen Sternenstrom der Andromedagalaxie zahlreiche metallreiche Sterne, die nicht so recht ins Bild zu passen scheinen.

Vergleiche mit der nahen elliptischen Zwerggalaxie M32 ergaben signifikante Parallelen, die auf einen gemeinsam Ursprung hindeuten. Diese gesammelten Daten und darauf basierende Simulationen lösten schließlich das Rätsel: Demnach muss es in der Lokalen Gruppe einst eine dritte Spiralgalaxie – gleichsam einen kleinen Bruder der Milchstraße – gegeben haben, die jedoch vor etwa fünf Milliarden Jahren von der Andromedagalaxie zerrissen und "aufgefressen" wurde. Als Rest blieb allein der Kern der ursprünglichen Sterneninsel übrig: die heutige Zwerggalaxie M32.

Foto: NASA / JPL-Caltech.

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Dino-Waschtag im New Yorker Naturkundemuseum

Wenn es nach der Leitung des New Yorker Naturkundemuseums geht, müssen sich auch Dinosaurier mal waschen: Das dort ausgestellte Skelett des größten bekannten Dinosauriers der Welt ist zum ersten Mal gereinigt worden. Trenton Duerksen, der im Museum für Instandhaltung der Exponate zuständig ist, kam am Dienstag mit einer Drehleiter, um den Abguss des 37 Meter langen Sauriers zu putzen. Knochen für Knochen arbeitete sich Duerksen vor, der einmal im Jahr auch die beliebte Nachbildung eines Blauwals putzt, die im Museum of Natural History (AMNH) von einer Decke hängt.

Der Dinosaurier ist seit Jänner 2016 im AMNH zu sehen und wurde vorübergehend Titanosaurier getauft. Im August 2017 bekam das Tier auch einen wissenschaftlichen Namen und ist seitdem als Patagotitan mayorum bekannt. Rund 70 Tonnen soll er gewogen haben und damit in etwa so viel wie eine volle Boeing 737. Der Dinosaurier lebte Forschern zufolge vor rund 100 Millionen Jahren im heutigen Patagonien im Süden Argentiniens gelebt. Nach der Region, in der ein Bauer 2013 Knochen des Tieres entdeckt hatte, ist er auch benannt.

Foto: AP/Mary Altaffer

Spuren uralten Lebens

2013 entdeckten Forscher in der Strelley-Pool-Formation in Westaustralien Überreste, die auf den ersten Blick an Fossilien mikroskopisch kleiner Organismen erinnern – was freilich eine Sensation wäre, denn die Datierung ergab ein Alter von 3,4 Milliarden Jahren. Nun hat ein Team um Julien Alleon vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA, bestätigt, dass die Mikrofossilien tatsächlich Parallelen zu heute bekannten Lebensformen aufweisen.

Damit könnte es sich bei dem Fund um eine der frühesten Spuren von Leben auf der Erde handeln. Die auf der Goldschmidt-Geochemistry-Konferenz in Bosten und in den "Geochemical Perspectives Letters" präsentierten Ergebnisse zeigen, dass die chemische Zusammensetzung der Überbleibsel jenen von jüngeren bekannten bakteriellen Fossilien und heute lebenden Mikroben gleichen. Um zu diesen Schlüssen zu gelangen, analysierten die Wissenschafter die Strelley-Pool-Mikrofossilien und etwa 1,9 Milliarden Jahre alte mikrobielle Überreste aus Kanada sowie moderne Bakterien mithilfe röntgenabsorptionsspektroskopischer Methoden.

Der Vergleich ergab beinahe idente Absorptionsmerkmale, die darauf schließen lassen, dass alle drei untersuchten Probenarten aus den selben chemischen Bausteinen bestehen. "Das unterstützt die Annahme, dass die Mikrofossilien von der Strelley-Pool-Formation tatsächlich biologischen Ursprungs sind – und damit womöglich die ältesten bekannten Beweise für Leben auf unserem Planeten," sagt Alleon. "Darüber hinaus deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass diese rudimentären 'Echos frühen Lebens' die extremen Umweltbedingungen überleben können, die in den vergangenen 3,4 Milliarden Jahren auf der Erde geherrscht haben."

Foto: Julian Alleon/GPL

Schweine nehmen mehr wahr als man meinen möchte

Schweinen hat man bisher extrem schwache visuelle Wahrnehmungsfähigkeiten nachgesagt, weil sie beispielsweise ihre Artgenossen bei Versuchen optisch nicht auseinanderhalten konnten. Sie schaffen es aber immerhin, die Vorder- und Hinteransichten von menschlichen Köpfen zu unterscheiden, berichtet nun der Wiener Kognitionsforscher Ludwig Huber mit Kollegen im Fachjournal "Applied Animal Behaviour Science". Die Forscher vom Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien trainierten an Menschen gewohnte, im Freiland gehaltene Hausschweine darauf, Porträtfotos von zehn Mitarbeiterinnen und Studentinnen von Ansichten ihrer Hinterköpfe zu unterscheiden.

Anschließend konnten die Tiere auch die Verschiedenheit von Konterfeis und Rückansichten von 16 weiteren Frauen erkennen. Die Haustiere machten sich also ein Unterscheidungs-Konzept von Vorder- und Hinterseite eines menschlichen Gesichts zu eigen. Einzelne Tiere bemerkten in weiteren Versuchen sogar, wenn etwas mit den Gesichtern nicht stimmte, zum Beispiel die Bilder auf den Kopf gestellt waren, Augen, Nase und Mund fehlten oder sich nicht an den korrekten Positionen befanden. Offensichtlich erkannten manche Schweine menschliche Gesichter als solche anhand der Haar- und Gesichtskonturen, manche anhand der Tatsache, dass sie Augen, Nase und Mund beinhalten, und andere an deren Lagen zueinander.

Foto: Messerli Forschungsinstitut/Vetmeduni Vienna

Wo auf Europa Lebenspuren zu finden wären

Die Erde könnte nicht der einzige Himmelskörper im Sonnensystem sein, der Leben beherbergt. Nachdem flüssiges Wasser als Basis jeglicher bekannter Biologie gilt, bieten sowohl der Mars als auch einige Jupiter- und Saturnmonde möglicherweise Bedingungen, unter denen Organismen gedeihen könnten. Ganz oben auf der Liste steht Europa. Der Jupitertrabant besitzt nach bisherigen Untersuchungen eine Eiskruste, unter der sich ein flüssiger Ozean verbirgt. Von Kryovulkanismus gespeiste Geysire könnten Hinweise auf solches Leben bis an die Obwerfläche transportieren.

Ein Team um Tom Nordheim vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA hat nun auf Datenbasis früherer Sondenmessungen jene Bereiche identifiziert, in denen die Strahlung des nahen Jupiter nicht stark genug ist, um komplexe Biomoleküle aus dem Inneren Europas zu zerstören. Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die Chancen, bei etwaigen künftigen Missionen fündig zu werden, jenseits des Äquatorgürtels am größten sind. In den mittleren und polaren Regionen des Mondes könnte die harte Strahlung den Substanzen demnach schon einen Zentimeter unter der Oberfläche nichts mehr anhaben.

Foto: NASA/JPL-Caltech

Gab es einst Leben auf dem Mond?

Dass in den unterirdischen Ozeanen auf Europa oder dem Saturntrabanten Enceladus exotische Lebensformen existieren, könnte man sich ja noch einigermaßen vorstellen, unser eigener Mond mit seinen atmosphärenlosen graubraunen Wüsten wirkt dagegen reichlich steril – und doch ist auch bei ihm nicht auszuschließen, dass er früher einmal Mikroorganismen beherbergt hat. Das zumindest behaupten Dirk Schulze-Makuch von der TU Berlin und Ian A. Crawford von der University of London in einer kürzlich erschienenen Studie im Fachjournal "Astrobiology".

Die Wissenschafter gründen ihre These auf Untersuchungen der letzten Jahre, die auf dem Mond überraschend viel Wasser nachweisen konnten. Diese seien demnach womöglich Überreste eines Ozeans gewesen, der vor mehreren Milliarden Jahren Teile des Mondes bedeckt haben. Dies und eine von Vulkanismus gespeiste Atmosphäre hätten durchaus für Bedingungen sorgen können, unter denen eine chemische Evolution zumindest beginnen kann, so die Forscher. Nachdem sich allerdings eine solche Mondatmopshäre allenfalls 100 Millionen Jahre gehalten hat, müsste die Entwicklung zu echten Einzellern schon unrealistisch rasch abgelaufen sein, schränken Schulze-Makuch und sein Team ein.

Foto: Imago/Matija Habljak/PIXSELL

Die letzten Funksprüche Amelia Earharts?

Als am 2. Juli 1937 die Luftfahrtpionierin Amelia Earhart gemeinsam mit ihrem Navigator Fred Noonan in ihrer Lockheed Modell 10 Electra bei einem Versuch, die Welt zu umrunden, über dem Westpazifik spurlos verschwanden, ging man lange Zeit von einem Absturz aus, bei dem beide ums Leben kamen. Mittlerweile liegen einige Hinweise darauf vor, dass die zwei nach einer Notlandung auf Nikumaroro nahe der Howlandinsel zumindest eine Zeit lang überlebt haben könnten.

Nun haben Forscher um Richard Gillespie von der International Group for Historic Aircraft Recovery (TIGHAR) aufgezeichnete Funknachrichten veröffentlicht, die nach dem 2. Juli 1937 im Verlauf von sechs Tagen in verschiedenen Teilen der Erde aufgefangen wurden und als letzte verzweifelte Kontaktversuche Earharts interpretiert werden. So empfing Nina Paxton in Kentucky am 3. Juli 1937 folgenden Funkspruch: "Hier ist KHAQQ ... wir sind auf oder nahe einer kleinen Insel ..." Dann soll die weibliche Stimme etwas über einen heftigen Sturm gesagt haben.

Eine andere in dem nun präsentierten Paper angeführte Meldung war von einem 15-jährigen Mädchen in St. Petersburg, Florida, eingefangen worden. Die transkribierte Nachrichtenfetzen lauten: "Das Wasser ist hoch ... das Wasser ist knietief, lass mich raus" und "helft uns rasch!" Eine von einer Frau in Toronto gehörte Nachricht war kürzer, aber nicht weniger dramatisch: "Wasser dringt ein ... wir werden nicht länger durchhalten." Gillespie ist überzeugt davon, dass diese Funksprüche seine Theorie von Earharts und Noonans Bruchlandung nahe Nikumaroro untermauern.

Foto: national portrait gallery, smithsonian institution

Albino-Orang-Utan muss länger auf Freiheit warten

Der weltweit einzige bekannte weiße Orang-Utan, ein Weibchen namens Alba, muss noch länger auf die Freiheit warten. Die Auswilderung der Albino-Äffin in den Regenwald auf dem indonesischen Teil der Insel Borneo verzögert sich. Eigentlich hätte die Aktion in diesem Sommer über die Bühne gehen sollen. Die Tierschutzorganisation Borneo Orangutan Survival (BOS) begründete die Verzögerung mit längeren Bauarbeiten in Albas künftiger Heimat, einer kleinen Insel. Zudem gibt es Schwierigkeiten vonseiten der Behörden. Alba war im vergangenen Jahr in völlig verwahrlostem Zustand in einem Dorf auf Borneo entdeckt worden. Seither lebt die Orang-Utan-Dame mit dem weißen Fell und den strahlend blauen Augen in einer Rettungsstation von BOS. Inzwischen ist sie wieder so gesund, dass sie im Regenwald ausgesetzt werden kann. Allerdings gibt es nach den Verzögerungen nun noch keinen genauen Termin.

Foto: BOSF

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Neue Theorie zum Yellowstone-Supervulkan

Die Lokalisierung der Magmaquelle des schlafenden Supervulkans von Yellowstone ist nach wie vor umstritten. Frühere Untersuchungen in dem gleichnamigen Nationalpark in den Vereinigten Staaten wiesen darauf hin, dass der Hotspot aus den Tiefen des Erdinneren gespeist wird. Nun aber bringt Ying Zhou am Virginia Tech College im Fachjournal "Nature Geoscience" wieder eine andere Theorie aufs Tapet: Ihr Team schließt aus aktuellen Untersuchungen des Untergrunds, dass der Ursprung der jüngeren Aktivitäten beim Yellowstone-Supervulkan in einer gigantischen uralten ozeanischen Platte zu suchen ist, die vor 30 Millionen Jahren unter den Westen der heutigen USA gedrückt worden war. Dabei dürfte diese Platte in mehrer Bruchstücke zerbrochen sein, was zu Störungen im Erdmantel unter der Region geführt hat. Diese wiederum, so die Forscher, hätten in den letzten 16 Millionen Jahren vulkanische Eruptionen auslöst.

Foto: AP/Beth Harpaz

Das All rückt näher

Wo endet die Erdatmosphäre und wo beginnt der Weltraum? Seit den 1950er-Jahren gilt die Kármán-Linie in 100 Kilometern Höhe als allgemein anerkannte Grenze: Alles, was sich darunter jenseits des Bodens tummel, wird der Luftfahrt zugerechnet, darüber wird von Raumfahrt gesprochen. Völkerrechtlich relevant ist diese Abgrenzung freilich nicht. Nun schlägt der Astrophysiker Jonathan C. McDowell vom Harvard-Smithsonian Centre for Astrophysics in einer Studie vor, diese Demarkationslinie um 20 Kilometer abzusenken. Grundlage seines Vorschlags sind die Umlaufbahnen von Satelliten: McDowells Analyse der Orbits von 43.000 künstlichen Objekten zufolge kreisen zahlreiche Satelliten zumindest zeitweise unter der Kármán-Linie und nähern sich dabei bis zu 80 Kilometer an die Erde an. Andere Forscher unterstützen diese Argumentation – ob es zu einer baldigen Neudefinition der Grenze zum Weltraum kommt, bleibt abzuwarten.

Foto: NASA/Johnson

Wovor sich Elefanten wirklich fürchten

Das Klischee will es, dass Elefanten sich vor Mäusen fürchten. Dass das keineswegs der Realität entspricht hat schon der Verhaltensforscher und Tierfilmer Bernhard Grzimek in den 1940er-Jahren herausgefunden: Die experimentelle Konfrontation der beiden Spezies endete erwartungsgemäß zum Nachteil der kleinen Nager. Jene Tiere, vor denen die Dickhäuter tatsächlich Respekt haben, sind wesentlich kleiner: Die Erfahrung mit Bienenstöcken am Rand von indischen Landwirtschaftsflächen haben gezeigt, dass Elefanten Bienen aus dem Weg gehen – sie werden offensichtlich ebenso ungern gestochen wie wir Menschen.

Nachdem man schwerlich alle von Elefanten bedrohten Felder von Bienen bewachen lassen kann, hat ein Team um Mark Wright von der University of Hawaii in Mānoa nach einem einfacheren Weg gesucht, diese natürliche Aversion auszunutzen. Die Wissenschafter entdeckten schließlich bei Versuchen im Kruger National Park in Südafrika, dass auch chemisch hergestellte Alarmpheromone von Bienen Elefanten zum Rückzug zwingen. Wie sie im Fachjournal "Current Biology" berichten, zeigten Experimente, dass ein künstlich hergestelltes Pheromongemisch Elefanten durchaus fernhalten kann.

Foto: UH Mānoa

Wer im Wirbelsturm überlebt und wer nicht

In der dramatischen Hurrikan-Saison 2017 waren in der Karibik nicht nur zahlreiche Menschenopfer zu beklagen. Auch die Natur litt teilweise stark unter den großräumigen Zerstörungen. Eine nun veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass derartige Naturkatastrophen auch einen merklichen Einfluss auf die Evolution mancher Arten haben dürften: Ein Team um Jonathan Losos von der Washington University hat in seiner in "Nature" präsentierten Arbeit nachgewiesen, dass bestimmte anatomische Merkmale das Überleben der Echsenart Anolis scriptus während eines Hurrikans erleichtern.

Die Wissenschafter fanden auf den zuvor schon untersuchten Turks- und Caicosinseln östlich von Kuba nach dem Wirbelsturm Irma am 8. September 2017 eine stark veränderte Anoli-Population vor. Die postkatastrophale Bestandsaufnahme ergab, dass die überlebenden Anolis-scriptus-Exemplare im Durchschnitt größere Haftkissen an den Zehen, proportional längere Vorderbeine und dafür umso kürzere Hinterbeine hatten, als jene die vor dem Sturm in der Untersuchungsregion lebten.

Foto: Colin Donihue

Ein Planetarischer Nebel mit "inverser" Hülle

Ein internationales Astronomenteam hat einen Planetarischen Nebel mit ungewöhnlichen Eigenschaften untersucht, der Hinweise auf des Ende unserer Sonne liefern könnte. Der Nebel HuBi 1 in 17.000 Lichtjahren Entfernung weist eine vom herkömmlichen Schema komplett abweichenden Aufbau auf: Während bei anderen Planetarischen Nebeln (also die abgestoßenen Hüllen sterbender Sterne) die sternennahen Gase stärker ionisiert sind als die weiter entfernten, ist das bei HuBi 1 genau umgekehrt.

Bei weiteren Analysen stellten die Wissenschafter um Martín Guerrero vom Andalusischen Institut für Astrophysik in Spanien fest, dass es sich bei dem Ursprungsstern von HuBi 1 um einen metallreichen Stern mit 1,1-facher Sonnenmasse gehandelt hat. Vermutlich, so die Forscher war die innen liegende, stark ionisierte Gashülle durch Schockwellen nach außen gedrückt würden. Die im Fachmagazin "Nature Astronomy" veröffentlichten Beobachtungen lassen darauf schließen, dass unserem Heimatstern in einigen Milliarden Jahren ein ähnliches Schicksal bevorsteht.

Foto: Guerrero, Fang, Miller Bertolami, et al.

Zoowelt

Hat ein Zoo in Kairo einen Esel wie ein Zebra angemalt? Diese Frage beschäftigt die ägyptische Öffentlichkeit seit einigen Tagen – und nun auch die Justiz: Ein Tierpfleger wurde in der Sache zur Befragung durch einen öffentlichen Ankläger vorgeladen, wie ein Vertreter der Kairoer Zoos bestätigte. Im Juli verbreitete sich im Internet das Foto eines Esels. Es zeigte ein Tier mit verschmiertem, schwarz-weißem Zebra-Muster, das sonst aber nicht ganz so viel mit den Savannen-Bewohnern gemein hatte, dafür aber die typischen länglichen Ohren eines Esels trug.

Die Behörden hatten die Geschichte, die dem Zoo und Ägypten viel Spott einbrachte, zunächst dementiert. Mohammed Sultan, der Chef der Parks in Kairo, zeigte sich aber überzeugt, dass der private Betreiber Schuld am "Zesel" sei. "Der Hüter, der den Ort vermietet, hat den Ruf des Parks beschädigt. Ein Zebra zu fälschen, ist nicht akzeptabel", sagte Sultan. Mit seiner Aktion wäre der Zoo in Kairo allerdings nicht alleine. 2009 ließ ein Zoodirektor in Gaza einen Esel wegen mangelnder echter Steppentiere umlackieren. Dort wurden die Fake-Zebras zum Renner. (tberg, red, 19.8.2018)

Screenshot: Mahmoud A. Sarhan