In Frankreich soll es laut Umwelt-Staatssekretärin Brune Poirson ab 2019 eine Sonderabgabe auf nicht-recycelbare Plastikprodukte geben.

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Paris – In vier Wochen ist es wieder so weit: Dann werden hunderte Franzosen ihren Salat oder ihre Bananen im Supermarkt aus der Verpackung schälen und den Müll am Eingang des Geschäfts hinterlassen. Mit der Aktion "Plastic Attack" wollen sie auf die Plastikflut im Alltag und die Vermüllung der Umwelt und der Meere aufmerksam machen. Auch die französische Regierung hat dem Plastikmüll den Kampf angesagt.

Handeln tut not, denn Frankreich ist eines der Schlusslichter der EU. Die Regierung in Paris will den Weg über das Portemonnaie der Verbraucher gehen, wie Umweltstaatssekretärin Brune Poirson erläuterte: "Bald wird es die Wahl zwischen zwei Flaschen geben", sagte sie diese Woche in einem Zeitungsinterview. "Die eine wird aus recyceltem Plastik sein und die andere nicht – Erstere wird billiger sein." Konkret plant Poirson ab 2019 eine Sonderabgabe auf nichtrecycelbare Plastikprodukte. Nach ihren Angaben könnte sie bis zu zehn Prozent des Preises ausmachen.

Keine umweltfreundlichen Alternativen

Die Hersteller könnten sich "in dieser Logik wiederfinden", sagte der Generalsekretär des französischen Plastikverpackungsverbands Elipso. Allerdings wies er darauf hin, dass es bei vielen Produkten noch keine umweltfreundliche Alternative gibt: "Bei Joghurtbechern gibt es heute kein recyceltes Plastik."

Das Ziel von Präsident Emmanuel Macron scheint deshalb kaum realisierbar. Er hatte im Wahlkampf versprochen, Plastik in Frankreich bis 2025 zu hundert Prozent zu recyceln. Derzeit ist Frankreich mit einer Quote von nur 25 Prozent zusammen mit Finnland Schlusslicht in der EU, der europäische Schnitt liegt bei rund 40 Prozent.

Die politischen Pläne für ein Pfandsystem für Getränkeverpackungen etwa nach dem Vorbild des Dosenpfands kommen in Frankreich bisher kaum voran. Staatssekretärin Poirson äußert sich bei der Frage nach einem Zeitplan ausweichend. Dabei wird in Ballungsräumen wie Paris und Marseille bisher nur jede zehnte Plastikflasche getrennt entsorgt. Einige große Supermärkte testen deshalb bereits seit fünf Jahren Pfandautomaten.

Pfandsystem für Glasflaschen

Zudem haben die Franzosen mit Flaschenpfand bereits Erfahrungen gemacht. Bis 1990 gab es ein Rückgabesystem für Glasflaschen – doch dann trat die Plastikflasche ihren Siegeszug an und das Pfandsystem wurde unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand abgeschafft. Wer heute vor dem Getränkeregal eines französischen Supermarkts steht, ist mit einem Spalier aus Plastik konfrontiert.

Die französische Regierung müsse den Verbrauchern gezielte Anreize geben, sagte Fanny Vismara von Plastic Attack France. Die Abgabe auf nicht-recycelbares Plastik sei nur "Teil einer Lösung. Es geht nur um Recycling und nicht um die Vermeidung von Plastik", kritisierte sie. Deshalb werde Plastic Attack seine Aktionen in Supermärkten fortsetzen, wenn die Franzosen aus dem Sommerurlaub zurückkommen. Schwerpunktmäßig am 15. September, dem "World CleanUp Day" (Weltaufräumtag), an dem Freiwillige weltweit Müll wegräumen wollen. (APA, 17.8.2018)