Bild nicht mehr verfügbar.

Der afghanische Präsident Ghani hofft auf Zurückhaltung der Taliban während des Opferfests.

Foto: REUTERS/Mohammad Ismail

Kabul – Die radikalislamischen Taliban haben am Montag ein Angebot der afghanischen Regierung für eine Waffenruhe während des muslimischen Opferfests Eid zurückgewiesen. Sheikj Haibatullah Akhunzada teilte mit, der Kampf gegen die Regierung werde weitergehen.

Stunden nach dem Angebot eines Waffenstillstands durch die Regierung hatten die radikalen Islamisten 150 Insassen von vier Bussen entführt. 40 Polizisten, Soldaten und Mitarbeiter des Geheimdienstes wurden laut Mohammed Sami Chaircho, Mitglied des Provinzrates,, später freigelassen.

Einem hochrangigen Mitarbeiter des Präsidenten zufolge sollte die von der Regierung angebotene Waffenruhe für drei Monate bis zum Geburtstag des Propheten Mohammed gelten, den Afghanistan am 21. November feiert. Er gelte nur für die Taliban und nicht für andere Extremistengruppen wie den "Islamischen Staat".

US-Außenminister Mike Pompeo hatte die geplante Waffenruhe begrüßt. Die USA seien bereit, direkte Friedensgespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung zu unterstützen, sagte Pompeo am Sonntag. "Es gibt kein Hindernis für Gespräche. Es ist Zeit Frieden."

Kämpfe um Ghazni

Zuvor hatten aber schon neue heftige Kämpfe gewütet: Dem afghanischen Innenministerium zufolge hatten die Taliban erst vor einigen Tagen in der nördlichen Provinz Farjab Teile einen Bezirks unter ihre Kontrolle gebracht. Mehr als 50 Soldaten würden vermisst. Zudem haben sich die Taliban in diesem Monat heftige Kämpfe mit Regierungstruppen um die Kontrolle von Ghazni geliefert, bevor die Soldaten mit US-Unterstützung die schwer bewaffneten Extremisten zurückdrängen konnten. Dabei kamen mindestens 150 Soldaten und 95 Zivilisten ums Leben.

Blutige Bilanz

Bei Selbstmordanschlägen sowie Kämpfen zwischen Extremisten und afghanischen Soldaten sind im ersten Halbjahr mehr als 1.600 Zivilisten getötet worden, gaben die UN am Sonntag bekannt. Seit dem Rückzug des Großteils der ausländischen Streitkräfte im Jahr 2014 haben die Taliban beständig an Boden gewonnen. Die Regierung stand zuletzt in der Kritik, weil sie die strategisch gelegene Stadt Ghazni nicht vor den Islamisten schützen konnte.

Moskau will mit Taliban konferieren

Russland plant für Anfang September ein Treffen zum Afghanistan-Konflikt, zu dem auch die Taliban eingeladen sind. Das sagte der russische Sondergesandte für Afghanistan, Samir Kabulow, am Montag der Agentur Interfax zufolge. Die Konferenz solle am 4. September in Moskau stattfinden und gehöre "zu den Bemühungen, einen Prozess der nationalen Versöhnung in Afghanistan in Gang zu bringen".

Zwischen Russland und den Taliban hätten sich zuletzt gute Kontakte ergeben. Seiner Darstellung nach hofft Moskau darauf, dass die Taliban gegen den IS vorgehen, der nach seinen Niederlagen in Syrien und dem Irak nach Afghanistan ausgewichen ist. (red, Reuters, 20.8.2018)