Schweine können sich menschliche Gesichter einprägen.

Foto: Messerli Forschungsinstitut/Vetmeduni Vienna

Schweine sind intelligent – das weiß man schon lange. In den letzten Jahren haben Wissenschafter immer mehr über die kognitiven Fähigkeiten von Schweinen herausgefunden. Ihr visuelles Wahrnehmungsvermögen gilt aber als sehr eingeschränkt. Das muss nun zumindest teilweise revidiert werden: Eine Studie von Forschern der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigt, dass Schweine das Gesicht und den Hinterkopf eines Menschen auseinanderhalten können. Offenbar sind sie sogar dazu in der Lage, bestimmte Merkmale wie Augen oder den Mund als Gedächtnishilfe nutzen.

Für ihre Studie im Fachjournal "Applied Animal Behaviour Science" trainierten die Forscher um Ludwig Huber an Menschen gewohnte, im Freiland gehaltene Hausschweine darauf, Porträtfotos von zehn Mitarbeiterinnen und Studentinnen von Ansichten ihrer Hinterköpfe zu unterscheiden. Anschließend konnten die Tiere auch die Verschiedenheit von Konterfeis und Rückansichten von 16 weiteren Frauen erkennen. Die Schweine machten sich also ein Unterscheidungs-Konzept von Vorder- und Hinterseite eines menschlichen Gesichts zu eigen.

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Einzelne Tiere bemerkten in weiteren Versuchen sogar, wenn etwas mit den Gesichtern nicht stimmte, zum Beispiel die Bilder auf den Kopf gestellt waren, Augen, Nase und Mund fehlten oder sich nicht an den korrekten Positionen befanden. Offensichtlich erkannten manche Schweine menschliche Antlitze als solche anhand der Haar- und Gesichtskonturen, manche anhand der Tatsache, dass sie Augen, Nase und Mund beinhalten, und andere an deren Lagen zueinander.

"Das Ergebnis ist ein wichtiger Hinweis, dass Schweine entgegen bisheriger Ergebnisse doch über ein visuelles Wahrnehmungsvermögen verfügen", sagte Huber. Abgesehen von ihren dennoch beschränkten Wahrnehmungs-Leistungen in Bezug auf das Sehen seien Schweine recht kluge Tiere, so der Forscher. Sie verfügen über ein Langzeitgedächtnis, merken sich räumliche Gegebenheiten, und können Artgenossen bewusst täuschen sowie teils deren Absichten erkennen. (red, APA, 20.8.2018)