Trockene Haut ist meist eine Kombination aus Veranlagung und Umwelteinflüssen.

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Ein Ziegelhaus hält äußeren Einflüssen wie Wind und Regen stand. Schwemmt der Zement zwischen den Ziegelsteinen mehr und mehr aus, wird das Konstrukt porös. Umwelteinflüsse können leichter Schaden anrichten. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert die Haut als natürlicher Schutzschild: Die oberste Hautschicht, die Epidermis, bildet eine Barriere zwischen der Umwelt und dem Körperinneren. In ihr sind Keratinozyten, mit Keratin gefüllte Zellen, durch Eiweißbrücken miteinander verankert. Gehen Feuchtigkeit und Lipide verloren, ist der Fett-Flüssigkeits-Haushalt dieser Barriere gestört. Sie wird durchlässig. Die Folge: Die Haut ist anfälliger für äußere Einflüsse. Sie fühlt sich trocken an, häufig beginnt sie auch zu jucken.

Trockene Haut kann plötzlich und in jeder Phase des Lebens auftreten. Denn die Haut ändert sich im Laufe der Zeit. Zuerst ist sie zart, später robuster, und im Alter wird sie wieder dünner. Unabhängig davon ist sie vielen Einflüssen ausgesetzt, von Jahreszeiten bis zu hormonellen Veränderungen. "Für trockene Haut braucht man eine gewisse Prädisposition", sagt Verena Beck, Dermatologin in Wien. Häufig handelt es sich um eine Mischung aus erblicher Veranlagung und zu viel "Pflege".

Duschgel entfettet, Chemie reizt die Haut

Wird die Haut zusätzlich durch häufiges, langes Duschen und aufschäumendes Duschgel belastet, entfettet sie und trocknet aus. "Die Körperpflegeindustrie boomt. In den vergangenen Jahren sind auch immer mehr Naturkosmetikprodukte auf den Markt gekommen. Viel wichtiger wäre aber ein Umdenken in Richtung 'Weniger ist mehr'", kritisiert Beck. Im Sommer kommen häufig weitere Faktoren wie Hitze oder Flüssigkeitsmangel hinzu. Beim Schwimmen ist die Haut oft für lange Zeit teils chemisch behandeltem Wasser ausgesetzt. Auch hautreizende Kleidungsstücke, Waschmittel und Weichspüler können das Problem verstärken.

Bei trockener Haut ist es zunächst ratsam, die eigenen Körperpflegegewohnheiten zu überdenken. Oft hilft es schon, das Duschgel nur an den wichtigsten Stellen wie den Achseln oder dem äußeren Intimbereich aufzutragen. "Die restliche Haut muss man nicht bei jedem Duschgang einschäumen, damit entfettet man sie nur. Den äußeren Schmutz kann man auch ganz leicht mit Wasser abwaschen", betont Dermatologin Beck.

Spätestens wenn die Haut nicht nur trocken ist, sondern auch zunehmend juckt, braucht sie zusätzlich eine geeignete Pflege. Im Idealfall ist diese auf das individuelle Hautbild abgestimmt. Von Hauttyptests ist Dermatologin Beck weniger begeistert, denn diese würden ihren Zweck eher in der Kosmetikbranche erfüllen. Auch die Jahreszeit spielt eine Rolle: Im Winter sollte die Hautcreme mehr Fette enthalten als im Sommer.

Möglichst wenig Inhaltsstoffe

Die richtige Pflege versorgt die Haut mit Fett und Feuchtigkeit, um die natürliche Barriere wiederherzustellen. Ähnlich einem Ziegelhaus, dessen beschädigte Stellen mit Zement erneut verschlossen werden. Auch hier rät die Dermatologin zur Zurückhaltung. "Idealerweise enthält Pflege für trockene Haut so wenig Inhaltsstoffe wie möglich und nur so viele wie nötig – je reduzierter, desto besser." Die Creme sollte mit Bedacht ausgewählt werden. Das heißt: Konservierungsstoffe, Mineralöle, Duftstoffe und ätherische Öle sollten so wenig wie möglich oder gar nicht enthalten sein. Denn wer bereits eine defekte Hautbarriere hat, läuft Gefahr, durch Zusätze Allergien oder Ekzeme zu entwickeln.

Auch Bewegung an der frischen Luft tut der Haut gut. "Dadurch wird die Durchblutung gefördert, der Zellstoffwechsel aktiviert, abgestorbene Hautschüppchen lösen sich, die Zellen werden mit Sauerstoff versorgt, und neue Zellen kommen nach", sagt Beck. Bereits abfallende Hautschuppen könne man ab und zu vorsichtig mit einem sanften Peeling lösen. Wichtig sei dabei aber, die Haut nicht noch mehr zu reizen und ihr danach Fett und Feuchtigkeit zuzuführen.

Der Haut Gutes tun

Im Umkehrschluss beugt man trockener Haut am besten vor, indem sparsam mit Duschgel und Körperpflegeprodukten umgegangen wird. Außerdem ausreichend trinken, sich ausgewogen ernähren, bewegen und so wenig chemische Reizstoffe wie möglich an seinen Körper lassen. Was auch hilft: neue Kleidungsstücke vorher waschen, schonende Waschmittel verwenden und auf Weichspüler verzichten.

Gegen trockene Haut erweisen sich schon einfache Maßnahmen als wirksam. Die Haut kann aber auch Teilsymptom einer anderen Erkrankung wie Diabetes, Neurodermitis oder einer Schilddrüsenfunktionsstörung sein. Auch Allergien, Entzündungen oder Nesselausschlag können eine Rolle spielen, wenn sich das Hautbild verändert. Kommt es neben trockener Haut plötzlich zu weiteren Symptomen wie starkem Schwitzen oder extremem Juckreiz, sollte auf jeden Fall ein Hautarzt aufgesucht werden. (Maria Kapeller, 5.9.2018)