Moskau – Wladimir Putins Hochzeitsständchen hatte offenbar eine längere Vorgeschichte als angenommen. Der Kremlchef jedenfalls erklärte anschließend, Karin Kneissl sei die erste Österreicherin gewesen, mit der er langanhaltende freundschaftliche Beziehungen pflege. Medienberichten nach haben sich die beiden bereits 2001 bei einem russisch-amerikanischen Gipfel in Slowenien kennengelernt.

Das russisch-österreichische Verhältnis lässt sich allerdings nicht auf diese Zweierbeziehung reduzieren. Putin selbst pflegt so auch demonstrativ gute Beziehungen zur Russland-Sonderbeauftragten Margot Klestil-Löffler, die er ebenfalls fast zwei Jahrzehnte kennt, unter anderem wegen der fünf Jahre als Botschafterin in Moskau. Die lange Amtszeit des ehemaligen Chefs der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl, bezeichnete Putin zwar einmal scherzhaft als "Diktatur", aber als "gute Diktatur" – auch mit Leitl kommt Putin gut klar.

Fürsprecher Russlands

Die österreichische Wirtschaft zählt ohnehin zu den Fürsprechern Moskaus und fordert ein Ende der im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen. Ein prominenter Wirtschaftsvertreter mit Russland-Connections ist OMV-Chef Rainer Seele. Der 57-jährige Manager hat vor seinem Posten in Wien auch mehrere Jahre in Moskau gearbeitet als Wingas-Chef, damals ein Joint Venture zwischen Wintershall und Gazprom. Die engen Kontakte zu Gazprom nutzt der gebürtige Deutsche bis heute bei der Umstrukturierung der OMV. Gut in Moskau vernetzt ist auch Ex-Magna-CEO Siegfried Wolf, der in Russland für den von Sanktionen getroffenen Oleg Deripaska den Automobilkonzern Gaz leitet.

Pikant sind einige Engagements österreichischer Politiker für russische Unternehmen: So heuerte Exfinanzminister Hans Jörg Schelling nur drei Monate nach seiner Demission als Gazprom-Berater für das umstrittene Projekt Nord-Stream-2 an. Exkanzler Wolfgang Schüssel ist seit April Aufsichtsratsmitglied des russischen Telekomunternehmens MTS. Der Konzern wurde vom Ölkonzern Rosneft des Putin-Vertrauten Igor Setschin unter Druck gesetzt. Inzwischen ist der Konflikt aber beigelegt und Schüssels Engagement entspannter.(red, 21.8.2018)