Das Europäische Forum Alpbach (EFA) trägt dieses Jahr den Titel "Diversity and Resilience". Zu dieser Diversität gehört ebenfalls die Existenz von Menschen mit Beeinträchtigung. Bei der Eröffnung der Gesundheitsgespräche wurden mit Doris Uhlichs Performance "Every Body Electric" Menschen mit eingeschränkter Mobilität bewusst ins Rampenlicht gestellt. Die Performance hat zum Ziel tänzerische Potenziale zu erforschen. Rollstühle, Prothesen und Krücken werden bewusst inszeniert und als Körpererweiterungen statt als Hindernisse gesehen.

Die Performance "Every Body Electric".
Foto: Theresa Rauter

Barrierefreiheit am Forum

Alpbach ist ehrlich bemüht, die Bedingungen für Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit eingeschränkter Mobilität angenehmer zu gestalten. Beispielsweise werden für die Empfänge, die auf einer Alm stattfinden, Transfermöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Dennoch ist gerade diese Personengruppe unter den Stipendiatinnen und Stipendiaten eher unterrepräsentiert. Aus einer Studie des Forum Alpbach Network geht hervor, dass nur zwei Prozent der Teilnehmenden junge Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung sind. Dieser Prozentsatz ist wesentlich geringer als der Anteil beeinträchtigter Studierender an österreichischen Universitäten und Fachhochschulen - der liegt nämlich bei 18 Prozent.

Hinter dieser Statistik liegt sicherlich keine bewusste Diskriminierung, sondern viel mehr praktische Gründe. Eine Teilnahme am EFA ist intellektuell sehr inspirierend, doch wie jede Konferenzteilnahme körperlich herausfordernd. Die Straßen sind steil, die Gasthäuser voll und in den Korridoren und Seminarräumlichkeiten herrscht Gedränge. Ganz zu schweigen davon, dass Reisen für Menschen mit Behinderung wesentlich mehr Aufwand bedeutet und eigenständig sehr schwer möglich ist.

Mentale Barrieren abbauen

Es ist schade, dass an einem Ort der bewussten Begegnung von diversen Bevölkerungsgruppen diese Diversität ein wenig oberflächlich bleibt. Es wird in Workshops, Seminaren und Vorträgen erarbeitet, wie Barrieren abgebaut werden können. In Ethikseminaren wird über das Überwinden religiöser Hindernisse diskutiert, in Kamingesprächen die Bedeutung von Diplomatie als Mittel zur Völkerverständigung beleuchtet. Es liegt allerdings an jeden einzelnen von uns, aus Alpbach Inspiration zu einer tieferen Diversität mitzunehmen. Eine Diversität, die sich in einem Dialog und Beziehungen zu Menschen aus anderen sozialen und gesellschaftlichen Kreisen widerspiegelt – und das für mehr als zwei Wochen im Jahr. (Andrea Graf, 23.8.2018)

Weitere Beiträge im Alpbach-Blog 2018