Bild nicht mehr verfügbar.

In Deutschland gab es in den letzten Jahren zahlreiche Brandanschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte

Foto: dpa

Wissenschaftler der Universität Warwick haben in einer Studie herausgefunden, dass in deutschen Städten und Ortschaften, in denen Bevölkerung überdurchschnittlich viel Facebook nutzt, die Wahrscheinlichkeit von Gewalttaten gegen Flüchtlinge tendenziell höher ist. Im Rahmen der Studie haben die Wissenschaftler sämtliche Angriffe auf Flüchtlinge und Asylunterkünfte in Deutschland der letzten zwei Jahre erhoben und sie mit der Facebook-Nutzung der deutschen Bevölkerung verglichen. Laut den Wissenschaftlern herrsche zwischen den rund 3.400 Gewalttaten der letzten zwei Jahre und der intensiven Facebook-Nutzung der Bevölkerung eine Korrelation vor.

Phänomen unabhängig von anderen Faktoren

Um dies nachzuweisen, haben die Wissenschaftler in den einzelnen Kommunen verschiedenste Daten, wie beispielsweise Demographie, Anzahl der Asylwerber, allgemeine Internetnutzung und spezifisch die Nutzung von Facebook analysiert. Die Untersuchungen ergaben, dass eine Korrelation zwischen Facebook-Nutzung und Gewalttaten gegen Flüchtlinge unabhängig der Größe der Kommune, der Anzahl der untergebrachten Flüchtlinge oder politischen Orientierung der Bevölkerung vorherrscht.

Allgemeine Internetnutzung hat keinen Effekt

In Kommunen in denen eine überdurchschnittlich hohe Facebook-Nutzung im Vergleich zum nationalen Durchschnitt festzustellen war, lag die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, dass es zu Gewalttaten gekommen ist.

Wie die Wissenschaftler der Universität Warwick betonen, ist besonders hervorgestochen, dass eine verstärkte Gewalt nicht mit einer verstärkten allgemeinen Internetnutzung korreliert. Dementsprechend liege es spezifisch an Facebook, so die Wissenschaftler.

Studien zu Filterblasen

Die aktuelle Studie befeuert die Debatte zur "Filterblasen-Problematik" sozialer Medien. Wissenschaftler kritisieren schon länger, dass Algorithmen und die im Newsfeed angezeigten Inhalte sehr stark die Realitätswahrnehmung von Menschen präge.

Zudem haben Studien herausgefunden, dass Postings, die negative Grundemotionen evozieren, höhere Zugriffszahlen haben, als Postings, die rationale Thematiken zum Inhalt haben.

Keine offizielle Stellungnahme von Facebook

Wie die New York Times berichtet, hätte es Facebook bis dato abgelehnt, die Studie der Universität Warwick offiziell zu kommentieren. In einer E-Mail an einen Redakteur der New York meldete sich jedoch ein Facebook-Sprecher zu Wort: "Unser Ansatz ist es, dass wir unsere Richtlinien ständig anpassen und auch von wissenschaftlichen Expertenmeinungen in diesem Feld lernen und diese in weiterer Floge berücksichtigen".

In der Vergangenheit hat Facebook immer wieder seine Richtlinien verschärft, um gegen Hassrede und Aufrufen zu Gewalt gegen Flüchtlinge anzukämpfen. Wie zahlreiche Wissenschaftler betonen, liege das Problem jedoch nicht nur an der Hassrede selbst, sondern auch an den Algorithmen, die dafür verantwortlich sind, dass Nutzer in einer Filterblase verharren. (mapa, 22.08.2018)