Wenn es stimmt, dass Vorfreude die schönste Freude ist, dann gehört enttäuschte Vorfreude wohl zu den hässlichsten Erlebnissen. Zumindest ich kann diese Vermutung bestätigen, musste ich doch im heurigen Sommer eine solche Enttäuschung hinnehmen. Mitte Mai fragte der STANDARD bei mir an, ob ich im Rahmen eines "2+1 Sommergesprächs" mit Herbert Kickl reden wolle. Begeistert sagte ich zu und war fortan von der Aussicht beflügelt, viele seit Jahren mir auf der Seele brennende Fragen endlich beantwortet zu bekommen. Doch dann geschah: nichts.

Seit über drei Monaten harren meine Lieblingszeitung und ich auf eine Antwort des Innenministers. Bislang vergebens. Kein Rückruf, keine Mail, kein wie immer geartetes Zeichen, das uns von der alles verzehrenden Ungewissheit erlösen könnte. Ein dröhnendes Schweigen, das unmöglich vom Minister so gewollt sein kann, denn erst vor zwei Wochen erklärte sein Ministerium: "Das BMI ist stets bemüht, Medienanfragen rasch und adäquat zu beantworten."

Also versuche ich in meiner Verzweiflung nun auf diesem Weg, Herbert Kickl zu erreichen, und schicke ihm hier eine Vorschau auf den möglichen Verlauf unseres Sommergespräches.

"Herr Minister, spätestens seit den Enthüllungen rund um das von Ihrem Ministerium für die Grenzschutzpolizei verwendete Puma-Logo wissen wir, dass Sie gerne Geschenke annehmen. Ich wollte deshalb nicht mit leeren Händen kommen und hab Ihnen was mitgebracht. Wollen Sie es sehen?"

(Raum für Antwort des Ministers)

"Ich zeig es Ihnen trotzdem. Es ist die Kopie eines Vertrags zwischen der Kärntner FPÖ und der Agentur Ideenschmiede. In diesem Vertrag steht Folgendes: 'Bei Aufträgen von FPÖ-Landesregierungsbüros bekommt die FPÖ Kärnten 20 % des Auftragsvolumens von der Agentur gutgeschrieben.' Wie kommt man auf die Idee, Bereitschaft zur Korruption in einem schriftlichen Vertrag zu garantieren?"

(Raum für Antwort des Ministers)

Diesbezüglich hab ich noch ein zweites Mitbringsel. Die Kopie eines Treuhandvertrages, aus dem hervorgeht, dass Ihnen damals 50 Prozent der Ideenschmiede gehört haben. Gehören sie Ihnen immer noch?"

(Raum für Antwort des Ministers)

"Eine Kündigung dieses Treuhandvertrages haben Sie aber bislang nicht vorgelegt. Warum tun Sie das nicht einfach?"

(Raum für Antwort des Ministers)

"Die Nachfolgeagentur der Ideenschmiede hat nun Ihrem Ministerium ein Logo zur Verfügung gestellt. War die Auftragsvergabe auch treuhändig? Oder freihändig? Oder wäscht hier eine Hand die andere?"

(Raum für Antwort des Ministers)

"Mit Rechnungen hat die Ideenschmiede schon schlechte Erfahrungen gemacht. Zwei ehemalige Mitarbeiter erklärten bei Einvernahmen, das Erstellen von Scheinrechnungen sei in der Agentur gängige Praxis gewesen. Die beiden belasten sich damit auch selbst. Warum sollten sie das tun, wenn es nicht stimmt?"

(Raum für Antwort des Ministers)

"Weiters sagen sie aus, dass Bargeldkoffer an die Bundes-FPÖ übergeben wurden. Was sagen Sie dazu?"

(Raum für Antwort des Ministers)

"Aber Herr Minister, Sie können sich doch nicht ewig vor einer Antwort drücken. Mann oder Maus?!"

(Raum für Antwort des Ministers)

"Oder anderes Nagetier?" (Florian Scheuba, 22.8.2018)