Braun war in diesem Sommer die dominierende Farbe auf den deutschen Feldern. Nun sollen die Landwirte Hilfe vom Staat bekommen.

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Mais, der nur einen statt drei Meter hoch im Feld steht, Kornfelder so beige wie die Wüste. Seit Wochen sind die Folgen des heißen und trockenen Sommers in Deutschland auf Feldern oder – für Städter – im Fernsehen zu besichtigen.

Seit Wochen schon ist klar, dass viele Bauern in Schwierigkeiten kommen werden, weil die Ernte mager ist oder ganz ausfällt. "Die Dürre ist ein Schadensereignis nationalen Ausmaßes", warnt der Präsident des Bauernverbandes, Joachim Rukwied. 35,6 Millionen Tonnen Getreide wurden in diesem Jahr eingefahren. Das sind 26 Prozent weniger als die durchschnittlichen Erntemengen der Jahre 2013 bis 2017.

Zu wenig Futter

Auch die Futterversorgung stellt viele Betriebe vor Probleme. "Die Grundfutterernte ist massiv eingebrochen. Vom Grünland konnte oft nur der erste Schnitt eingebracht werden. Vielerorts fielen der zweite und dritte Schnitt komplett aus", so Rukwied. Er meldete Ende Juli die Forderungen der Bauern an: "Eine Milliarde wäre wünschenswert, um die Ausfälle auszugleichen."

Da schluckte in Berlin erst einmal Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und ließ wissen, dass er die Kasse nicht so weit öffnen werde, da infolge der Dürre die Preise für Agrarprodukte ohnehin steigen würden, also der Markt einen Teil der Verluste kompensieren werde.

680 Millionen Euro Schaden

Die ebenfalls zuständige Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hielt sich zunächst bedeckt und wollte sich auf Zahlen stützen. Denn Klöckner ahnte: Geld mit der Gießkanne zu verteilen würde unmöglich sein, da sich die SPD querlegte. Andererseits hat sie aus den Ländern Bayern und Hessen Druck, dort nämlich wird im Oktober gewählt. Also versprach sie mit einem etwas verunglückten Sprachbild: "Wir werden die Betriebe nicht im Regen stehen lassen."

Nun hat Klöckner Experten rechnen lassen und Zahlen präsentiert. Sie sieht eine Schadenssumme von 680 Millionen Euro. Für die Hälfte soll der Staat aufkommen, wobei sich Bund und Länder den Betrag teilen und je 170 Millionen Euro geben.

Und sie verkündete auch: "Auf Grundlage der Erntezahlen und der Schadensmeldungen der Länder stufe ich die Entwicklung als außergewöhnliches Wetterereignis von nationalem Ausmaß ein." Das ist die Voraussetzung für Bundeshilfen. Denn eigentlich sind für Hilfsmaßnahmen bei Extremwetterereignissen die Bundesländer zuständig.

Existenz muss gefährdet sein

Die Hilfen, die als nicht rückzahlbare Zuschüsse gewährt werden, sind aber an Bedingungen geknüpft. Antragsberechtigt sind nur Betriebe mit einem Naturalertragsrückgang um mindestens 30 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren. Ein finanzielles Engagement des Bundes gibt es nur für existenzgefährdete Betriebe. Sie müssen eine entsprechende Bedürftigkeitsprüfung vorlegen.

Klöckner rechnet damit, dass jeder 25. Betrieb in Deutschland betroffen ist, insgesamt sind das 10.000. Bei der Höhe der Hilfen hat sich die Winzertochter an den Geldflüssen des Dürrejahres 2003 orientiert. Damals waren 4.400 Betriebe in ihrer Existenz bedroht, der Bund und acht Ländern zahlten 80 Millionen Euro.

Norddeutschland am stärksten betroffen

Von den Ernteeinbußen am stärksten betroffen sind die Bundesländer im Norden und Nordosten Deutschlands: Schleswig-Holstein (minus 31 Prozent), Brandenburg (minus 27 Prozent), Sachsen-Anhalt (minus 26 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (minus 25 Prozent).

Es hat in diesem Jahr zwischen April und August so wenig geregnet wie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen nicht, Experten sprechen vom trockensten Sommer seit 1881. Obwohl die Bauern nun keine Milliarde bekommen, ist Verbandspräsident Rukwied dennoch zufrieden. Die in Aussicht gestellten 340 Millionen Euro seien ein "gutes Signal für alle betroffenen Landwirte". (Birgit Baumann, 22.8.2018)