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Reenactment der Schlacht bei Waterloo im Jahr 2007; selbst die Wolken haben wieder ihre Positionen bezogen.
Foto: AP Photo/Geert Vanden Wijngaert

London – Am 18. Juni 1815 erlebte Napoleon Bonaparte sein sprichwörtlich gewordenes Waterloo nahe dem gleichnamigen Dorf südlich von Brüssel. Ein Ereignis am anderen Ende der Welt soll dazu sein Scherflein beigetragen haben, berichtet nun ein Forscher des Imperial College London im Fachmagazin "Geology": nämlich der Ausbruch des Vulkans Tambora.

Schlechtes Wetter für den Hutträger

Die Schlacht bei Waterloo lief von Anfang an nicht wie von Napoleon geplant: Ein entscheidender Angriff konnte nämlich erst verspätet beginnen. Unter Historikern gehen die Meinungen darüber auseinander, ob es an den starken Regenfällen lag, die den Boden aufweichten, an Erschöpfung der französischen Truppen oder an schlechter Organisation. Wenn es aber tatsächlich am Regen lag, dann kommt laut dem Londoner Forscher Matthew Genge der Tambora ins Spiel.

Der Vulkan auf der östlich von Java gelegenen Insel Sumbawa war im April 1815 ausgebrochen, was zehntausende Menschen das Leben gekostet hatte. Die indirekten Folgen waren weltweit zu spüren: Die vom Vulkan ausgestoßenen Schwefelaerosole zogen um den Globus und beeinflussten das Wetter. Seinen Höhepunkt erreichte der Prozess im Folgejahr 1816, das als "Jahr ohne Sommer" in die Geschichte einging.

Möglicher Mechanismus

Doch schon 1815 soll sich die Eruption laut Genge auf Europa ausgewirkt haben. Der Forscher führte eine Reihe von Experimenten durch, denen zufolge Aschepartikel wesentlich höher steigen können als gedacht, bis in die Ionosphäre. Dort könnten die aufgeladenen Teilchen die elektromagnetischen Strömungen durcheinanderbringen – Genge spricht von einem "Kurzschluss".

Dies würde sich in einer Kettenreaktion auf die tieferliegenden Atmosphäreschichten, die Wolkenbildung und letztlich die Niederschlagsmenge auswirken. Durch Daten über spätere Ausbrüche wie den des Krakatau 1883 und des Pinatubo 1991 fühlt sich Genge in seiner Hypothese bestärkt. Aus dem Jahr 1815 liegt allerdings keine vergleichbare Menge an Wetterdaten vor – da kann der Forscher lediglich auf Victor Hugos "Les Misérables" verweisen, in dem die nicht zur Jahreszeit passende dichte Wolkendecke am Tag der Schlacht erwähnt wird; geschrieben freilich fast 50 Jahre später. (jdo, 26. 8. 2018)