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Jose Maria Marin wurde zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Foto: AP Photo/Mary Altaffer

New York – Der frühere brasilianische Verbandspräsident Jose Maria Marin ist für seine Verbrechen im Weltfußball zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Das Strafmaß für den im Fifa-Prozess Verurteilten wurde am Mittwoch in New York verkündet. Der 86-Jährige wurde zudem mit einer Strafe von 1,2 Millionen Dollar (rund eine Million Euro) und Rückzahlungen in Höhe von 3,3 Millionen Dollar (2,8 Millionen Euro) belegt.

Richterin Pamela Chen blieb damit unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Diese hatte eine zehnjährige Haftstrafe sowie eine Geldstrafe von 5,7 Millionen Euro beantragt. 13 Monate hat Marin bereits im Gefängnis verbracht, zunächst in Auslieferungshaft in der Schweiz, seit dem Schuldspruch im Dezember dann im Metropolitan Detention Center in Brooklyn.

Millionen Schmiergeld für TV-Rechte

"Er hat das Vertrauen der Fußballorganisationen missbraucht, denen er eigentlich dienen sollte", sagte Richterin Chen in der Urteilsbegründung: "Er ließ sich mit Millionensummen bestechen, die er eigentlich nicht benötigte. Er hätte nein sagen sollen, und das hätte er auch gekonnt. Er hatte absolut keinen Grund, diese Verbrechen zu begehen. Aber er sah nicht ein, dass er falsch handelte."

Marin hat nach Ansicht des Gerichts über Jahre hinweg für die Vergabe von TV-Rechten in Südamerika Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen, was ihm ein Leben in Saus und Braus bescherte. Bei Hermes in Paris soll er laut Anklageschrift einmal knapp 18.000 Euro ausgegeben, bei Bulgari in Las Vegas sogar 43.000 Dollar bezahlt haben. Begleitet wurde der Prozess daher von hohen Entschädigungsforderungen der Fifa und des südamerikanischen Kontinentalverbands (Conmebol).

Insgesamt richtet sich die Anklageschrift der US-Strafverfolger gegen 42 Beschuldigte, darunter viele Ex-Funktionäre sowie Mitarbeiter von Sportrechteagenturen. Über die Hälfte hat sich schuldig bekannt, drei sind inzwischen gestorben. Marin gehörte zu jenen Funktionären, die im Mai 2015 in einem Zürcher Luxushotel verhaftet worden waren. Der Zugriff löste damals den großen Fifa-Skandal aus, der den Weltverband implodieren ließ und den damaligen Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter das Amt kostete.

Fifa-Prozess brachte Details über Korruptionsnetzwerk ans Licht

Marin verbrachte die vergangenen beiden Jahre in Hausarrest. Er hinterlegte 12,9 Millionen Euro Kaution, um in seinem Appartement im New Yorker Trump Tower leben zu können, das er nur selten verließ, um in die Kirche zu gehen. Die Vorwürfe hatten seine Anwälte im Prozess stets zurückgewiesen oder relativiert.

Der Fifa-Prozess hatte im vergangenen Jahr kurz vor Weihnachten erschreckende Details der dunklen Machenschaften im Weltfußball ans Licht gebracht. Vor allem über Süd- und Mittelamerika lag für lange Zeit ein riesiges Korruptionsnetzwerk, in dem sich die Spitzenfunktionäre nach Lust und Laune bereichern konnten. Blatters Fifa war teilweise involviert – oder verschloss die Augen.

Oft beschuldigt wurden die früheren Spitzenfunktionäre Nicolas Leoz (89, Paraguay) und Ricardo Teixeira (71, Brasilien), Marins fast allmächtiger Vorgänger an der brasilianischen Verbandsspitze. Beide standen in der Hackordnung noch über Marin oder Napout, sie setzen sich aber vehement gegen die Auslieferung aus ihren Heimatländern in die USA zur Wehr. Die "graue Eminenz" des südamerikanischen Fußballs, der Argentinier Julio Grondona, verstarb 2014. (sid, 23.8.2018)