Der Presserat mahnt, Medien sollten Regierungsinformationen nicht unreflektiert übernehmen.

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Der Senat 1 des Presserats mahnt die Medien zum sorgfältigen Re-Check bei Informationen, die von Regierungsseite kommen. Diese seien "nicht immer ausgewogen und sollten von Medien nur nach eingehender Recherche und Überprüfung übernommen worden", hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. Mit "tiefgehender Recherche" könne man "Versuchen von 'Message-Control'" entgegenwirken.

Anlass für diese "Grundsatzerklärung" des Senats waren Medienberichte über "Privilegien von Sozialversicherungen" im April dieses Jahres. Die darin artikulierten Vorwürfe, "basierend auf Informationen aus Regierungsstellen", seien im Nachhinein von den Versicherungsträgern relativiert worden. Der Senat weist nun auf den Punkt 2.3 des Ehrenkodex für die österreichische Presse hin: Beschuldigungen dürften nicht erhoben werden, ohne den Beschuldigten die Möglichkeit zur Stellungnahme einzuräumen oder dies zumindest "nachweislich" zu versuchen. "Verantwortungsvoller Journalismus bedingt es selbstverständlich, die Gegenseite im Artikel zu Wort kommen zu lassen", betont der Presserat.

"Message-Control" entgegenwirken

Die Medien sollten ihre "wichtige Kontrollfunktion 'als vierte Gewalt im Staat' wahrnehmen und auch Regierungsinformationen nicht unreflektiert übernehmen", betont der Senat. "Durch eine entsprechend tiefgehende Recherche und die Befragung unabhängiger Experten kann Versuchen von 'Message-Control' von vornherein wirksam entgegengewirkt werden." Dadurch stärkten die Medien "nicht nur ihre eigene Glaubwürdigkeit, sondern werden auch ihrer demokratiepolitischen Aufgabe gerecht". Denn die Leser erwarteten sich "zu Recht eine möglichst umfassende und neutrale Darstellung eines Themas".

Immer mehr PR-Leute

Wieso derzeit "die Selbstverständlichkeit", nämlich die tiefe und gründliche Recherche immer öfter nicht passiert, liegt daran, dass "die Regierung ihren Job sehr gut macht", sagt der Geschäftsführer des Presserates Alexander Warzilek. "Die Regierung verbreitet ihre Botschaften sehr klar, bringt Themen geschickt in die Medien und tritt geschlossen auf", analysiert Warzilek. Außerdem würden immer mehr PR-Leute angestellt, so der Geschäftsführer des Presserates. Aufseiten der Medien gibt es hingegen immer weniger Ressourcen, "Redaktionen werden augedünnt"; das sei ein "Problem für die demokratische Gesellschaft im Allgemeinen", warnt der Presserat. (APA, red., 23.8.2018)