Schlicht und poetisch überzeugte die fast 400 Jahre alte Oper in jungem, frischem Kleid.


Foto: Rupert Larll

Sie liebt die totale Freiheit, nicht einmal von der Liebe will sie sich Fesseln anlegen lassen. Blöd, dass Apollo, von Amors Pfeil getroffen, sich justament in Dafne verliebt. Um sich dem Begehren des Sonnengottes zu entziehen, lässt sich die Nymphe von ihrem Vater in einen Lorbeerbaum verwandeln. Nützt nix: Apollo bricht auf Anraten Pans einen Zweig vom Baum ab, Dafne fühlt sich erneut bedroht und verwundet. Ob sich da noch ein Happy End ausgeht?

Francesco Cavallis Gli amori d'Apollo e di Dafne wurde 1640 im Teatro San Cassiano in Venedig uraufgeführt. Es war seine zweite Oper. Cavalli war an Ort und Stelle, als im reichen, theater- und musiksüchtigen Venedig das neue große Entertainment-Ding Oper durch die Decke ging. Innerhalb von fünf Jahren wurden in der Lagunenstadt vier Opernhäuser eröffnet, Mitte des 17. Jahrhunderts gab es schon um die 50 Opernproduktionen pro Saison zu sehen.

Bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik wurde das Werk in der Programmschiene "Barockoper: Jung" gezeigt. In dieser sollen Nachwuchssänger, die zu einem großen Teil beim festivaleigenen Cesti-Gesangswettbewerb erfolgreich waren, eine Möglichkeit bekommen, Erfahrungen in Opernproduktionen zu sammeln.

Unschuld und Ungebändigtheit

Sara-Maria Saalmann, die in dieser Produktion die Dafne singt, war 2017 Finalistin des Cesti-Wettbewerbs. Die Mischung aus Unschuld und Ungebändigtheit, mit der die gebürtige Spanierin die Nymphe gibt, ist stimmig, berührend auch ihr Sopran. Rodrigo Sosa del Pozzo ist als Apollo äußerlich ganz glitzernder (Rock-) Star mit Jon-Bon-Jovi-Mähne, sein Countertenor gefällt mit Weichheit und Fülle. Auch in den anderen Partien sind solide Nachwuchskräfte zu erleben, wenn auch manchmal in Sachen Geschmeidigkeit und Rundheit des Timbres noch mehr drin wäre.

Auf sinnliche Weise, mit Drive und Eleganz interpretiert die Accademia La Chimera unter der exakten Leitung von Massimilano Toni die an emotionalen Wechselfällen überreiche, sich in stetem Fluss befindliche Musik. Bei den rezitativischen Passagen knüpfen speziell die Zupfinstrumente ein feines Netz an instrumentalen Umhüllungen für die Gesangslinien. Die Kostüme von Mariana Fracasso sind ein Traum in Weiß, Alessandra Premoli erzählt in schlichten, poetischen Bildern die Geschichte einer jungen Frau, die durch das männliche Begehren verletzt und traumatisiert wurde. Begeisterung für all dies. (Stefan Ender, 23.8.2018)