Die Aktion der Rapid-Ultras.

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Wien – Rapid hat am Donnerstag einen Sieg gefeiert, der dem Klub einige Millionen Euro bringen könnte. Das 3:1 gegen Steaua Bukarest stieß die Tür zur siebenten Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League auf, und dennoch drehte sich danach vieles um die Geschehnisse abseits des Rasens. Trainer Goran Djuricin ist nämlich massiv in die Schusslinie der grün-weißen Fanszene geraten.

Schon vor dem Anpfiff hatten Rapid-Ultras beim Block West Zettel verteilt, auf denen Djuricin und das gesamte Präsidium kritisiert wurden. Das Schreiben schloss mit den Worten "Gogo raus". In der 45. Minute verlieh die organisierte Fanszene mit "Gogo raus"-Transparenten und -Rufen ihrem Anliegen Nachdruck – und das beim Stand von 2:0 gegen die Rumänen.

Spieler wollen Fan-Aktion nicht gesehen haben

Prompt begann die zweite Hälfte mit einer Topchance für Steaua, in der 47. Minute gelang der Auswärtstreffer. "Aber die Plakate haben unsere Leistung in der zweiten Hälfte nicht beeinflusst", sagte Kapitän Stefan Schwab, der in der 49. Minute für das 3:1 sorgte.

Der Mittelfeldspieler gab an, wenig bis gar nichts von der Fanaktion mitbekommen zu haben: "Ich habe nur ein Plakat gesehen." Mario Sonnleitner, Thomas Murg und Christoph Knasmüllner meinten sogar, die Forderung nach einer Djuricin-Entlassung überhaupt nicht wahrgenommen zu haben.

Sportgeschäftsführer Fredy Bickel sprach im Zusammenhang mit den Fanprotesten von einem "sehr ungünstigen Moment. So kurz vor der Pause hast du die Bilder im Kopf, obwohl du vielleicht etwas anderes besprechen willst. Das war bestimmt keine große Hilfe."

Rapid-Trainer Djuricin nach dem Spiel schmallippig

Djuricin selbst hielt sich mit Aussagen zur Causa zurück. Auf die Frage nach den Transparenten und Sprechchören meinte der 43-Jährige: "Aus Respekt vor meiner Mannschaft bitte ich um Verständnis, diese Frage nicht zu beantworten, zumindest nicht heute, weil ich mich um das Sportliche kümmern muss, und das war Arbeit genug. Mir ist es wichtig, dass ich in den Spiegel schauen kann. Ich arbeite 24 Stunden für Rapid, das ist das Wichtigste."

Lieber äußerte er sich über die Leistung seiner Mannschaft. "Unser Auftritt war in der ersten Hälfte sehr stark. Wir haben fast immer vorne attackiert und zwei Riesenchancen vergeben." In der zweiten Hälfte hätte man einige Kontergelegenheiten besser ausspielen müssen, monierte Djuricin, gab aber auch zu: "Am Ende bin ich froh, dass wir das 3:1 gehalten haben." Dadurch sei die Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Donnerstag in Bukarest "relativ gut".

Spielerlob für Strebinger

Zu verdanken ist das laut Djuricin vor allem Goalie Richard Strebinger, der einige Chancen der Gäste zunichtemachte. Für den Schlussmann gab es auch Sonderlob von den Mitspielern. "Ich kann mich in den letzten eineinhalb Jahren an keinen schweren Fehler von ihm erinnern. Er ist ganz klar ein Nationalteam-Tormann", erklärte Schwab.

Murg war von Strebinger ebenfalls begeistert. "Wir sind sehr froh, dass wir ihn hinten drinhaben. Er hat sehr viel Selbstvertrauen, das freut mich für ihn, weil er irrsinnig hart an sich arbeitet." Auf den Keeper wartet wohl auch im Rückspiel Schwerarbeit. "Defensiv sind wir nicht die beste Mannschaft, das weiß jeder. Wir werden in Bukarest nicht nur verteidigen, denn wir sind keine Mannschaft, die das besonders gut kann", erklärte Murg.

Sonnleitner bezeichnete den 3:1-Vorsprung als "trügerisches Ergebnis. Wenn wir in Bukarest ein Tor kassieren, brennt der Hut." Der streitbare Bukarest-Eigentümer George Becali meinte nach dem Match in einem rumänischen TV-Interview über Rapid: "Diese Mannschaft ist zu schwach, um uns in Bukarest Probleme zu bereiten. Ich kann mir nicht erklären, wie wir dieses Spiel verlieren konnten. Im Rückspiel werden wir sie zerstören." (APA, 24.8.2018)