Kabul – Der Anführer der Jihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) in Afghanistan ist nach Angaben des afghanischen Geheimdienstes getötet worden. Der "Emir" des IS in Afghanistan, Abu Saad Arhabi (Erhabi), sei in der Nacht zum Sonntag zusammen mit zehn weiteren Kämpfern seiner Miliz in der östlichen Provinz Nangarhar getötet worden, teilte die Leitung des afghanischen Geheimdienstes (NDS) in Kabul mit.

Es habe eine "gemeinsame Operation afghanischer und ausländischer Luftstreitkräfte" gegeben, womit die US-Luftwaffe gemeint war.

Zwei Stützpunkte des IS sowie eine bedeutende Menge an Waffen und Munition seien bei dem Angriff im Dorf Jangal Kaley zerstört worden, hieß es in der Mitteilung des Geheimdienstes weiter. Ein Sprecher des Gouverneurs der Provinz Nangarhar bestätigte den Tod des afghanischen IS-Anführers. Arhabi habe die Führung des IS übernommen, nachdem sein Vorgänger Hassib Logari im April 2017 getötet worden sei.

Das Pentagon hatte damals erklärt, der Tod Logaris werde die Einsatzfähigkeiten des IS in Afghanistan erheblich einschränken und dessen Vernichtung ermöglichen.

Seit 2014 in Afghanistan

Der IS war Ende 2014 in Afghanistan aufgetaucht, wo die radikalislamischen Taliban die Regierung und die ausländischen Streitkräfte bekämpfen. Wenige Monate zuvor hatte er sich im Irak und in Syrien breitgemacht, wo er inzwischen aber weitgehend zurückgeschlagen wurde.

Auf das Konto der radikalsunnitischen Organisation gehen zahlreiche Anschläge auf Zivilisten in der Hauptstadt Kabul und in Jalalabad, der Hauptstadt der Provinz Nangarhar.

Der afghanische Präsident Ashraf Ghani wies unterdessen Rücktrittsgesuche seines Geheimdienstchefs und zweier Minister zurück. Er habe dem Verteidigungsminister, dem Innenminister und dem Geheimdienstchef stattdessen die "nötigen Anweisungen zur Verbesserung der Sicherheitslage" erteilt, hieß es am Sonntag in einer Erklärung des Präsidentenpalastes.

Die drei Männer hatten am Samstag Rücktrittsgesuche eingereicht. Am selben Tag war Ghanis einflussreicher nationaler Sicherheitsberater Hanif Atmar zurückgetreten.

Kritik an der Regierung

Nach zahlreichen tödlichen Angriffen und Anschlägen in den vergangenen Wochen steht die Regierung im Visier der Kritik, die Gefahr durch Extremisten nicht eindämmen zu können. Erst am Samstag waren bei einem Selbstmordanschlag in der östlichen Stadt Jalalabad zwei Menschen getötet und vier weitere verletzt worden.

Mit den radikalislamischen Taliban hatte die Regierung im Juni erstmals einseitig eine Waffenruhe ausgerufen, diese aber nach 18 Tagen für beendet erklärt. In den vergangenen Wochen lieferten sich die Konfliktparteien schwere Kämpfe in der ostafghanischen Provinzhauptstadt Ghazni.

Tagelange Gefechte

Die Taliban hatten die Stadt am 9. August angegriffen, es gab tagelange Gefechte. Inzwischen vertrieben Regierungstruppen die Kämpfer wieder aus der Stadt. Örtliche Behörden in Ghazni hatten jedoch bereits vor den Kämpfen Alarm geschlagen und vor der drohenden Gefahr gewarnt. Dennoch verhinderte die Armee den Angriff nicht.

Im Oktober soll in Afghanistan ein neues Parlament gewählt werden. Der Urnengang sollte ursprünglich schon 2015 stattfinden, wurde aber wegen Sicherheitsbedenken und logistischer Probleme immer wieder verschoben. (Reuters, 26.8.2018)