Die iranisch-britische Staatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe hatte vergangenes Wochenende Gelegenheit, Zeit mit ihrer mittlerweile vierjährigen Tochter zu verbringen. Doch die Freude darüber währte nur kurz – ihr Freigang dauerte drei Tage und wurde nicht verlängert.

Foto: APA/AFP/Free Nazanin campaign

Im Jahr 2016, als auch dieses Familienfoto entstand, wurde Nazanin Zaghari-Ratcliffe am Flughafen in Teheran festgenommen.

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Teheran/London – Die iranisch-britische Staatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe ist wieder ins iranische Gefängnis zurückgekehrt. Ihr dreitägiger Freigang nach mehr als zwei Jahren Haft sei nicht verlängert worden, teilte die Organisation "Free Nazanin" am Sonntag auf Twitter mit. Nach "widersprüchlichen Botschaften" vonseiten der iranischen Behörden wollte sie nicht riskieren, in ihrem eigenen Zuhause vor ihrer Tochter abgeführt zu werden, hieß es von ihrem Ehemann Richard Ratcliffe in einer Erklärung.

Die iranischen Behörden hatten der iranisch-britischen Doppelstaatsbürgerin den Freigang nach eigenen Angaben bewilligt, damit sie ihre Familie und besonders ihre vierjährige Tochter treffen könne. Als sie das Gefängnis am Freitag verließ, hatte ihr Mann noch erklärt, der Freigang sei ein Hoffnungsschimmer für eine dauerhafte Freilassung. Zunächst war noch von einer Verlängerung des Hafturlaubs die Rede gewesen, die aber offenbar nicht von allen Instanzen genehmigt wurde. Am Sonntag musste sie in das Gefängnis Evin bei Teheran zurückkehren.

Die Mitarbeiterin der Thomson Reuters Foundation war im April 2016 mit ihrer 18 Monate alten Tochter am Flughafen Teheran verhaftet worden. Sie wurde beschuldigt, das iranische Regime stürzen zu wollen, und zu fünf Jahren Haft verurteilt. Im Mai dieses Jahres wurde sie bei einer Anhörung vor Gericht über neue Vorwürfe wegen Spionage informiert – und vor einer zusätzlichen Verurteilung und längeren Haftstrafe gewarnt.

Von Johnson verursachte Schwierigkeiten

Dem ehemaligen britischen Außenminister Boris Johnson war vergangenes Jahr vorgeworfen worden, den iranischen Behörden den Vorwand für die neuen Anschuldigungen geliefert zu haben: Im November sagte er, Zaghari-Ratcliffe habe bei ihrem Iran-Besuch doch lediglich Journalisten ausbilden wollen.

Sie selbst, ihr Ehemann und ihr Arbeitgeber, die Thomson-Reuters-Stiftung, erklärten, sie sei mit der Tochter rein privat in das Land gereist, um ihre Eltern zu besuchen. Johnson entschuldigte sich wenig später und kündigte an, sich weiterhin um die Freilassung zu bemühen.

Der neue britische Außenminister Jeremy Hunt bezeichnete Zaghari-Ratcliffe auf Twitter als "unschuldig". Er habe mit seinem iranischen Amtskollegen Mohammed Javad Zarif über den Fall gesprochen, das sei allerdings "eindeutig nicht genug" gewesen. "Der Kampf geht weiter."

(maa, 27.8.2018)