Ariel Pink gastiert am Dienstag in der Wiener Arena. Sein jüngstes Album widmet er einer seltsamen Figur der 1960er: Bobby Jameson. Das wird was werden.

Eliot Lee Hazel

Bobby Jameson durfte man ohne Einspruch eine enigmatische Persönlichkeit nennen. In den Sixties war er ein in Kalifornien umtriebiger Musiker, der unter eigenem Namen und als Chris Lucey veröffentlichte. Er bewohnte mit der späteren Begleitband von Neil Young – Crazy Horse – ein Haus, war ein Haberer von Frank Zappa, schlug einen Gig bei den Monkees aus und geriet in Vergessenheit – frustriert von der Musikindustrie, betrunken, mit einem Bein im Kriminal, mit dem anderen in der Psychiatrie. Vor elf Jahren tauchte er plötzlich wieder auf, tobte sich durch einen Blog und diverse Youtube-Videos und starb 2015.

Ariel Pink zeigte sich von der Vita des Verschiedenen derart angetan, dass er ihm sein jüngstes Album widmete: Dedicated to Bobby Jameson heißt das im Vorjahr erschienene Werk. Am Dienstag stellt er es bei einem Konzert in der Wiener Arena vor.

2010 war das große Jahr des Ariel Pink. Damals bekniete die Hipster-Journaille den aus Los Angeles stammenden Musiker für sein Album Before Today. Ein flirrend leichtes Album, das den eigentlich von der Low Fidelity kommenden Punk Pink halbwegs gesammelt zeigte und dessen Songs jene Kompaktheit aufwiesen, die die Hörbarkeit erleichterte.

Das Gelbe vom Auge

Geprägt ist Pinks Kunst nämlich vom Homerecording eines R. Stevie Moore. Der ist ein sympathischer Irrer, der an guten Tagen drei Kassetten mit Songs veröffentlicht – und das seit dem Ende der 1970er.

Im Unterschied zu Moore nahm Pink irgendwann zur Kenntnis, dass die Ergebnisse von derlei Schüben nicht automatisch das Gelbe vom Auge sind, geschweige denn Gold. Mittlerweile geht der in Kreisen des kunstvoll verwahrlosten Hipstertums hochgehaltene Multiinstrumentalist einer recht konventionellen Musikerkarriere im Independentzirkel nach.

Ariel Pink verneigt sich: Ein näher am Original gebauter Song von Dedicated to Bobby Jameson.
Mexican Summer

Dedicated to Bobby Jameson zählt in seinem zwölf Alben umfassenden Werk nicht unbedingt zu den zwingendsten Arbeiten. Ein rachitischer Synthesizer trägt die meisten Songs. Da mag er darüber noch so einnehmende Melodien gebären, die Schlieren aus dem Synthie/Laptop kontaminieren die Lieder auf eine Art, die seit den Untiefen der 1980er-Jahre eigentlich verboten ist. Muss man mögen.

Unberechenbar

Andererseits sollte einen das nicht abschrecken. Zu Pinks Wesen zählt eine gewisse Unberechenbarkeit, und wahrscheinlich hat er längst zumindest ein halbes neues Album im Ärmel. Immerhin hat er allein 2017 noch zwei andere Alben aufgenommen, eines davon mit besagtem R. Stevie Moore. Das trägt den schönen Titel Ku Klux Glam. (Karl Fluch, 27.8.2018)