Homosexualität bespricht Papst Franziskus offenbar gern im Flugzeug. 2013 machte er schwulen und lesbischen Katholiken Hoffnung, als er bei einem Flug sagte: "Wenn jemand schwul ist, den Herrn sucht und guten Willen hat, wer bin ich, über ihn zu richten?" Gleichberechtigt waren sie damit nicht. De facto müssten homosexuelle Gläubige enthaltsam leben, denn der Akt an sich bleibt Sünde. Von konservativen Kritikern wird dem Kirchenoberhaupt vorgeworfen, beim Thema Missbrauch homosexuelle Netzwerke zu schützen. Gleichzeitig sagte der Papst auf dem Heimflug aus Irland, dass Kinder mit "beunruhigenden Anzeichen" – also homosexuellen Tendenzen – einen Besuch beim Psychiater nötig hätten. Bei Erwachsenen sei quasi nichts mehr zu machen.

Damit bedient der Papst jene homophoben Vorurteile, dass Homosexualität eine Entscheidung sei und man "geheilt" werden könnte. Dass solche Therapien schwere psychologische Folgen für Betroffene haben, ist weitgehend bekannt. Im Vatikan offenbar nicht. Für Europa oder Nordamerika hätte eine Öffnung der Kirche einen großen Symbolcharakter. In anderen Teilen der Welt könnte sie Leben retten. Die Gesellschaft in christlich-konservativen Ländern wie Uganda, Brasilien oder Ruanda würde zum Umdenken gezwungen, die Verfolgung Homosexueller unter dem Deckmantel des Glaubens eingedämmt werden. Ein Satz im Flugzeug würde reichen. (Bianca Blei, 27.8.2018)