"Die Zielpersonen sind zwei dumme Amerikanerinnen." Die Scharfschützin in Prag, die mit dieser Beschreibung ihre Opfer sucht, hat es nicht leicht. Nicht ganz geschmackssichere, die Wirkung von Alkohol unterschätzende Touristen sind in Europas Metropolen schließlich keine Seltenheit. Sich übergebende Tramper geben nur eines der Bilder ab, die im Zielfernrohr vorbeihuschen.

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Müssen sich mit Knüppelschaltung und ziemlich bösen Agenten herumschlagen: Kate McKinnon (li.) und Mila Kunis in "Bad Spies".
Foto: AP/Kate McKinnon

Die zwei gesuchten Amerikanerinnen, um die es in der Actionkomödie Bad Spies / The Spy Who Dumped Me geht, geraten unvermutet ins Visier konkurrierender Geheimdienste. Die Supermarktkassierin Audrey (Mila Kunis) wurde gerade von ihrem Freund Drew (Justin Theroux) sitzengelassen. Für exaltierten Trost sorgt die beste Freundin Megan (Kate McKinnon). Zumindest so lange, bis sich herausstellt, dass der Exfreund eigentlich für die CIA arbeitet und verfolgt wird.

Nach einem ersten Gemetzel bleibt den beiden Frauen nichts anderes übrig, als einen USB-Stick mit geheimen Daten selbst nach Europa zu bringen. Erster Fluchtpunkt einer atemlosen Jagd durch die Alte Welt: Wien. Ein fiktives Café Schiele, präsentiert als Inbegriff von "fanciness", wird gleich zum Auftakt in Schutt und Asche gelegt.

Hetzen US-Amerikaner, erst recht im Film, in wenigen Tagen durch Europa, ist das Klischee meist nicht weit. Regisseurin und Drehbuchautorin Susanna Fogel macht daraus eine recht vergnügliche Angelegenheit. Stereotype werden gnadenlos auf die Spitze getrieben, alle bekommen ihr Fett ab.

Grau in grau bis zuckerlbunt

In Litauen ist alles grau in grau, in den USA zuckerlbunt. Egal ob Wien, Budapest, Berlin oder Paris, als Einstand bekommen wir bewegte Postkartenbilder serviert. Im Osten ertönt Wind of Change von den Scorpions, in der Ami-Bar liefert man sich an der Jukebox einen Contest um den schlechtesten Song. Als ein ahnungsloser Tramper im Hostel in Amsterdam von seinen Zimmergenossen mit gezückter Waffe begrüßt wird, weiß er sofort, mit wem er es zu tun hat: "Americans!" Dass die Scharfschützin aus dem Osten eine Akrobatin mit Kindheitsdefiziten ist, versteht sich an dieser Stelle von selbst. Und wenn es einen IT-Experten zum Knacken eines Passworts braucht, wird Edward Snowden ans Telefon geholt. Wenn schon, denn schon.

Originaltrailer zu "The Spy Who Dumped Me".
Movieclips Trailers

Bad Spies als "over the top" zu bezeichnen wäre unangebrachtes Understatement. Dass der Film sein komödiantisches Potenzial über weite Strecken gut nützt, liegt nicht zuletzt an zwei formidablen Hauptdarstellerinnen. Mila Kunis und die für ihre Parodien in der US-TV-Show Saturday Night Live bekannte Kate McKinnon zucken auch bei derberen Gags nicht mit der Wimper. Ihre vor allem in der Originalfassung ansteckende Chemie macht Bad Spies zu einem sympathischen Buddy-Movie im Zeichen von "female empowerment".

Statt ganz auf diese Stärken zu setzen, will Bad Spies aber auch noch extraharter Spionagethriller sein. Es spritzt das Blut, es krachen die Knochen, es fliegen die Zähne. Einmal alles bitte, extrascharf. Die Brutalität bekommt dem Film nicht wirklich, verringert seine Trefferquote, statt sie zu erhöhen.

Gelungene Zeitlupenkomik

Dabei findet sich in Bad Spies ein schönes Beispiel für ins Komische gewendete Zeitlupenaktion: Als die beiden unfreiwilligen Spioninnen in Wien mit dem Auto flüchten wollen, erweist sich die ungewohnte Knüppelschaltung als unüberwindbares Hindernis. Sehr, sehr langsam, aber unaufhaltsam kracht das Auto in einen Zeitungskiosk. Dass für Wien, abgesehen vom Michaelerplatz, als Drehort meist Budapest herhalten musste, stört hier nicht weiter. (Karl Gedlicka, 28.8.2018)