U-Bahn, Büro, Auto, Couch: Man kann nahezu den ganzen Tag im Sitzen verbringen. Langfristig tut das dem Körper überhaupt nicht gut.

Vivien Suchert
Sitzen ist fürn Arsch

Heyne 2017
256 Seiten, 10,30 Euro

Foto: Heyne

Es gibt am Gesundheitsbuchmarkt einen Trend, der sich mit "Das Buch als Botschaft" zusammenfassen lässt. Ein Musterbeispiel dafür ist "Sitzen ist fürn Arsch" der deutschen Psychologin Vivien Suchert. Die 28-jährige Bloggerin schreibt, was die meisten ohnehin schon wissen oder zumindest vermuten würden. Wer sich nicht genug bewegt und zu viel isst, wird zu dick. Das verpackt die Autorin samt Kraftausdruck in einen Buchtitel. Ganz flapsig eben, damit sich auch das jüngere übergewichtige Publikum angesprochen fühlt.

So viel vorweg: Wer ohnehin schon einmal daran gedacht hat, seinen ungesunden Lebensstil zum Besseren zu verändern, für den könnte die Lektüre dieses Büchleins durchaus sinnvoll sein. Es führt den Lesern drastisch vor Augen, dass "Sitzen das neue Rauchen" ist, wie der amerikanische Arzt James A. Levine von der Mayo Clinic in Arizona recht treffend formulierte. Suchert nutzt den Satz als Ausgangspunkt, um einmal ganz grundsätzlich zu erklären, warum Bewegungsarmut schädlich ist.

Vom Wald an den Schreibtisch

Sie geht die Sache evolutionsbiologisch an, beginnt bei den Jägern und Sammlern und kommt dann recht schnell in die modernen Großstädte: Dort ist Fortbewegung motorisiert. "Chair Addiction" ist ein Fremdwort, das man dabei neu kennenlernt, Homo sedentarius ist eigentlich auch ganz passend, um den Büroarbeiter als sitzende Spezies des 21. Jahrhunderts zu beschreiben.

Weiter geht es mit einer ganzen Reihe physiologischer Basisinformation, etwa zu Blutfettwerten, Diabetes, Gelenks- und Knochendegeneration und Krebs. Spätestens auf Seite 135 hat sich bei gewissenhaften, rationalen Lesern und Leserinnen ein dringendes Bewegungsbedürfnis entwickelt, das in der zweiten Hälfte des Buches befriedigt wird.

Do it yourself

Die durchaus aufsehenerregende Botschaft: Sport allein ist nicht genug. Wer effizient Kalorien verbrauchen will, muss Bewegung über den lieben langen Tag in sein Leben einbauen. Das heißt im Fachjargon Non-Exercise Activity Thermogenesis (Neat) und könnte auch als Hausarbeit bezeichnet werden.

Die gute Nachricht: Wer staubsaugt, abwäscht und kocht, spart nicht nur die Kosten für die Putzkräfte, sondern tut auch seinem Körper etwas nachhaltig Gutes. Autorin Suchert hat dafür eine ganze Reihe von Studien zusammengetragen, die dieses Faktum belegen. Und dann gibt es jede Menge Tipps zur Verbesserung der beweglichen Gesamtsituation samt Fragebögen zur Umstellung der Gewohnheiten. (Karin Pollack, 2.9.2018)