Foto: Cyberpunk 2077
Bild: Cyberpunk 2077
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Mit der Enthüllung der ausführlichen Gameplay-Demo wissen Fans nun spätestens seit Montagabend darüber Bescheid, was CD Projekt Red mit dem Sci-Fi-Rollenspiel Cyberpunk 2077 wirklich vorhat. Der 48-minütige Gameplay-Mitschnitt, den zuvor nur ausgewählte Pressevertreter zu sehen bekamen, zeigt eine Videospielzukunft, die Unterhaltung für Erwachsene deutlich breiter anlegt, als die meisten kontemporären Action-Blockbuster.

Das betrifft, ganz oberflächlich betrachtet, die Realisierung dessen, dass selbst technologisch augmentierte Söldner und Söldnerinnen noch andere Bedürfnisse haben, als Bösewichten einen vor den Latz zu knallen. Sex, Zwischenmenschlickeit, mal nach erledigter Arbeit einen trinken gehen – jene Dinge eben, die supertödliche Kampfmaschinen noch etwas menschlich erscheinen lassen. Es hat fast etwas Beruhigendes, wenn Hersteller erkennen, dass man dem Publikum Körper nicht nur mit Blut und Gedärmen servieren kann.

Revolutionäre Wahlfreiheit?

Wobei diese Beobachtung niemanden auf die falsche Fährte locken soll: Cyberpunk 2077 muss sich vor anderen Gewaltorgien des Mediums nicht verstecken. Dank kybernetischer Erfindungen und High-tech-Bleispritzen hat man sogar noch mehr Optionen, Gegner von ihren fleischlichen und künstlichen Gliedmaßen zu trennen. Der große Unterschied scheint neben der eingelöteten Erotik die Freiheit zu sein, den Verlauf der Geschichte mitzubestimmen. Sofern diese erste Demo uns nichts vorgegaukelt hat, wird man nicht nur entscheiden können, ob Missionen in einem Blutbad enden oder glimpflich für alle Beteiligten ausgehen, sondern damit gleich ganze Handlungsstränge formen.

In der Demo wird selbstsicher davon gesprochen, wie man die bisher glaubhafteste offene Welt erschaffen hat. Inklusive simulierter Passanten, die angeblich alle ein Eigenleben führen. Und keine Frage, der Detailgrad, mit dem man in Neon getauchte Innenräume auseinander nehmen kann, ist ebenfalls wirklich beeindruckend. Doch wirklich revolutionär wäre es, wenn Cyberpunk 2077 es schafft, basierend auf der individuellen Spielweise, individuelle Erlebnisse für Millionen von Spielern zu generieren. Vielleicht ist das ein wenig zu viel erhofft, aber wenn sich dieses Konzept des Schmetterlingseffekts künftig nicht nur in ausgewählten Momenten wie etwa in Grand Theft Auto 5 oder reinen Storygames wie Until Dawn, sondern durchgehend in einer offenen Welt verwirklichen lässt, wäre das eine sehr verlockende Unterhaltungszukunft.

Grelle Stadt, schönes Tattoo

Wie die Umwelt und computergesteuerte Charaktere auf Spieler reagieren werden, erklären die Entwickler anhand zweier weiterer Details in einem aktuellen Interview mit IGN. "Night City ist wie viele Cyberpunk-Städte voller (greller) Oberflächen. Wir wollen, dass du wirklich mit diesen Oberflächen interagierst. Man sieht sich um und sieht all diese Tafeln und Poster und Medien überall. Diese Dinge sollen sich ändern, je nachdem, was man in der Welt macht. Die Welt soll auf deine Entscheidungen reagieren", sagt Quest Designer Patrick Mills.

Gleiches gelte für die Charaktere, die man in Gesprächen genauso um den kleinen Finger wickeln, wie provozieren könne. "Unser Dialogsystem ist nun vollständig Gameplay-getrieben. Die meisten Interaktionsmöglichkeiten scheinen Kontextbezogen auf, so muss man sich umsehen, um bestimmte Optionen nutzen zu können", erläutert Level-Designer Miles Tost. "Man muss Leute ansehen, um mit ihnen Konversationen führen zu können. Genauso kann man während Gesprächen herumgehen und Bezug auf Objekte nehmen. Sieht man beispielsweise ein Tattoo auf dem Arm einer Person, kann man es kommentieren. Das kann tatsächlich den Ausgang einer Konversation beeinflussen."

Nicht jedes Rad wird neu erfunden

Mit diesen Ambitionen ist CD Projekt gewiss nicht allein. No Man's Sky ergründet den spielerischen Individualismus bereits seit geraumer Zeit – auf zugegeben vergleichsweise karger Makroebene. Und Rockstar Games führt mit dem bereits im Oktober erscheinenden Westernepos Red Dead Redemption 2, zumindest was die Open-World-Aspekte betrifft, ähnliches im Schilde.

Den Entwicklern zufolge wird sich bis zur Veröffentlichung noch einiges ändern, doch in allen Bereichen wird Cyberpunk 2077 das Rad gewiss nicht neu erfinden. Das Genre lädt künstlerisch wie inhaltlich zur Nachahmung ein. So findet man bereits in dieser ersten Demo Anleihen an Blade Runner genauso wie an Deus Ex. Und so unschmeichelhaft für viele der Vergleich sein mag: Das Shooter-Gameplay erinnert auf den ersten Blick an etablierte Rollenspiel-Action-Blockbuster wie The Division oder Destiny. Ob einem das gefällt oder nicht: Auch aus Zukunftsmenschen poppen bei Beschuss nicht nur Innereien und Ersatzteile, sondern auch viele kleine Zahlen heraus.

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Cyberpunk 2077

Angebrachter Optimismus

Man darf also gespannt sein, wie "immersiv" Cyberpunk 2077 letztendlich tatsächlich sein wird. Die Ambitionen sind zweifellos enorm. Hätte CD Projekt Red zuvor nicht The Witcher 3 herausgebracht, würde heute wohl niemand davon ausgehen, dass sie diese große Videospielvision verwirklichen können. So wiederum stimmt der Ausblick sehr positiv. (zw, 28.8.2018)