Die Durchblutungsprobleme lassen sich durch einfache Beinübungen beim Liegen im Bett oder auf dem Sofa wieder wettmachen.

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Auch ein Bürojob kann gefährlich sein, lebensgefährlich sogar. "Wir sitzen uns zu Tode", heißt es. Oder: "Sitzen ist das neue Rauchen." Denn: Wer mehr als drei Stunden täglich am Schreibtisch verbringt, verkürzt seine Lebenserwartung um bis zu zwei Jahre, haben Forscher berechnet.

Einfache Beinübungen während des Liegens können die negativen Auswirkungen, die durch die "Pandemie des Sitzens" verursacht werden, zum Teil wieder wettmachen, sagen Wissenschafter der University of Texas in Arlington.

Frühere Studien haben gezeigt, dass langes Sitzen zu Durchblutungsstörungen der kleinen und großen Blutgefäße führt. Die US-Forscher konnten nun beobachten, dass bereits zehn Minuten ausreichen, um den Blutfluss in den Beinen zu reduzieren und die Funktion der kleinen Blutgefäße, die die Muskeln im Bein versorgen, zu beeinträchtigen. Zu makrovaskulären Komplikationen, bei denen die großen Blutgefäße in ihrer Funktion beeinträchtigt sind, kam es während diese kurzen "Sitzungen" nicht.

Flach liegen, Beine ausstrecken und wieder anziehen

Die gute Nachricht: Die Durchblutungsprobleme in den kleinen Blutgefäßen lassen sich durch einfache Beinübungen beim Liegen im Bett oder auf dem Sofa wieder wettmachen.

Über Doppler-Sonografien ermittelten die Forscher den Blutfluss in den Beinen von 18 jungen und gesunden Männern. Die Messungen erfolgten vor und nach einer Sitzeinheit von zehn Minuten, ebenso während einer völligen Ruhephase im Liegen und einer Versuchsanordnung, in der für die Dauer von drei Minuten einfache Beinübungen durchgeführt wurden. Dabei streckten die Probanden im Zwei-Sekunden-Intervall ihre Beine aus und zogen sie danach wieder an. Das Ergebnis: Während sich der mikrovaskuläre Blutfluss in absoluter Ruhelage im Vergleich zum Sitzen kaum veränderte, konnte er durch die kurze körperliche Aktivität wieder normalisiert werden.

Einfach entgegensteuern

Die meisten Menschen, die im Büro arbeiten, sitzen allerdings deutlich länger als zehn Minuten am Stück, sodass auch der makrovaskuläre Blutfluss beeinträchtigt wird. Doch auch hier kann relativ einfach gegengesteuert werden, wie Forscher von der Norwegian School of Sport Sciences in einer Metaanalyse von 16 Studien herausgefunden haben.

Die Wissenschafter werteten dazu die Daten von mehr als einer Million Menschen weltweit aus. Das Ergebnis: Wer täglich eine Stunde zügig geht oder mit dem Rad fährt, kann die Gesundheitsrisiken von stundenlangem Sitzen kompensieren.

Konkret teilten die Forscher die Probanden in unterschiedliche Gruppen ein: In Menschen, die mit maximal fünf Minuten täglich nur wenig körperlich aktiv waren, bis zu Studienteilnehmern, die sich mehr als ein Stunde pro Tag bewegten. Zudem wurden erhoben, wie viel Zeit sie sitzend verbrachten.

Eine Stunde Bewegung gleicht acht Stunden Sitzen aus

Das wenig überraschende Ergebnis: Wer am wenigsten gesessen ist und am meisten Sport getrieben hat, hatte ein 59 Prozent geringeres Sterberisiko als die weniger aktiven Vielsitzer. Die Detailanalyse zeigte auch, dass das Risiko, frühzeitig zu versterben, bei jenen Probanden, die sich mindestens eine Stunde pro Tag sportlich betätigten, ähnlich ausgeprägt war – unabhängig davon, ob sie vier, sechs oder sogar mehr als acht Stunden am Tag gesessen sind. Die Bewegung scheint das Gesundheitsrisiko, das durch das viele Sitzen hervorgerufen wird, auszugleichen, so das Fazit der Forscher.

Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, konnten die Wissenschafter allerdings nur Zusammenhänge feststellen. Das heißt, es ist nicht eindeutig bewiesen, dass das geringere Risiko für einen frühzeitigen Tod allein auf die körperliche Aktivitäten zurückzuführen ist. Ungesund ist die Bewegung aber auch ganz sicher nicht. (red, 11.9.2018)