Für manche praktisch, für viele ein Ärgernis: das Plastiksackerl.

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Wien – Italien hat ein Verbot mit Übergangsfristen verhängt, Frankreich hat die Ausgabe von Einwegplastiksackerln ebenfalls untersagt. In Südamerika ist Chile Vorreiter: Die Supermarktketten des Landes haben bis Februar nächsten Jahres Zeit, die neuen Vorschriften umzusetzen. Kleinere Geschäfte bekommen eine Frist von zwei Jahren. Wer danach noch Plastiksackerln ausgibt, den erwarten Strafen von umgerechnet bis zu 300 Euro.

Und in Österreich? Da formiert sich gerade Widerstand gegen die freiwillige Vereinbarung, die der frühere Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) 2016 mit dem Handel geschlossen hat. Ziel des im Juli vor zwei Jahren in Kraft getretenen Pakts ist es, den Tragetaschenverbrauch durch geeignete Maßnahmen auf 25 Stück pro Person und Jahr zu halbieren, Teil der bis 2025 gültigen Vereinbarung ist unter anderem, große Tragetaschen nur gegen Entgelt abzugeben. Kleine, kostenlose Plastiksackerln, sogenannte Knotenbeutel, sollten ganz aus dem Kassenbereich verschwinden und nur mehr in der Obst- und Gemüseabteilung abreißbar sein.

Mischform verfehlt Ziel

"Die Mischform, wie wir sie jetzt haben, ist suboptimal", sagte der Obmann des Kompost und Biogas Verbands Österreich, Hubert Seiringer, dem STANDARD. "Plastiksackerln, konventionelle Knotenbeutel und biologisch abbaubare existieren nebeneinander. Der Konsument kennt sich nicht mehr aus."

Der einzig vernünftige Weg sei ein Totalverbot von Plastiksackerln, sagte Seiringer. Alle Einwegsackerln sollten so produziert werden, dass sie innerhalb weniger Wochen biologisch abbaubar sind. Herkömmliche Plastiktaschen, die bestenfalls verbrannt werden und sich schlimmstenfalls in Sträuchern verfangen oder im Meer landen, halten bis zu 500 Jahre.

Seiringer hat mit Gleichgesinnten ein Bündnis für das österreichische Bio-Kreislauf-Sackerl initiiert, dem sich eine Vielzahl von Interessenvertretungen angeschlossen hat – vom Alpenverein über die Landwirtschaftskammer und Bio Austria bis zu einzelnen Bundesländern wie Steiermark, Ober- und Niederösterreich sowie Tirol. Knapp 9000 Personen haben bisher eine Petition unterschrieben, die auf ein Totalverbot von Plastiksackerln drängt – "obwohl wir das gar nicht beworben haben", sagte Seiringer, der im niederösterreichischen Wieselburg ein Kompostierunternehmen betreibt.

Enormer Umwelthebel

"Es gibt kaum Vergleichbares, wo mit so wenig Aufwand so große Umwelteffekte erzielbar sind", sagte Seiringer. Österreich sei vor 30 Jahren Vorreiter in Europa gewesen bei der getrennten Müllsammlung und sollte jetzt nicht den Anschluss verlieren. Nicht nur alle neu in Verkehr gebrachten Knotenbeutel, auch sämtliche Plastiksackerln sollten nach der Europäischen Norm EN 13432 produziert werden, die Abbaubarkeit garantiere.

Erstere sollten mit "Das österreichische Bio-Kreislauf-Sackerl" beschriftet sein, um dem Konsumenten zu signalisieren, dass der Knotenbeutel samt Bioinhalt in die Biotonne kommt. Damit könnten Fehlwürfe reduziert, die Umwelt geschont werden. Seiringer: "Bisher hat der politische Wille gefehlt. Das ändert sich hoffentlich." (Günther Strobl, 29.8.2018)