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Michaela Kardeis, Direktorin für die öffentliche Sicherheit, Herbert Kickl (FPÖ), Innenminister und Thomas Müller, Kriminalpsychologe, bei der Präsentation der Kampagne.

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Erst die letzte Konsequenz soll Verteidigung sein, klärt der Flyer des Innenministeriums auf.

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Nein, es gebe keinen konkreten Anlassfall, sagte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) bei einer Pressekonferenz am Dienstag zum Thema "Verhaltenstipps bei Amok und Terror". Die Gefährdungslage sei aber "allgemein erhöht", weshalb es wichtig sei, "wachsam und vorbereitet" zu sein. Man müsse von einer "Gefährdungslage des islamistischen Extremismus" ausgehen.

Konkrete Zahlen, auf die sich die Gefährdung stütze, konnten zuerst nicht genannt werden – anschließend gab man bekannt, man beziehe sich auf den aktuellen Europol-Terrorismusbericht. Dieser dokumentiert für das Jahr 2017 europaweit eine Steigerung von 45 Prozent gegenüber 2016, was Terrorattacken betrifft. Gleichzeitig wird festgehalten, dass es weniger als halb so viele Tote gab. 62 der 68 Toten gingen auf das Konto von Jihadisten, die aber nur für 16 Prozent aller Anschläge verantwortlich gemacht werden. 48 von 975 Terrorverdächtigen wurden in Österreich gefasst, einen versuchten oder durchgeführten Angriff gab es hierzulande bisher nicht.

Befolgen von vier Schritten

Jedenfalls startet das Innenministerium nun eine Informationskampagne, die der Bevölkerung konkrete Tipps bezüglich des individuellen Verhaltens in Gefahrenlagen nahebringen soll. Es gibt eine Postkarte und einen Flyer, auf dem vier Kernbotschaften vermittelt werden, die den Schutz der eigenen Sicherheit erhöhen sollen.

Warum man genau jetzt die Kampagne starte? "Der Zeitpunkt ist der richtige, weil jeder Zeitpunkt der richtige ist", sagte Kickl. Die Direktorin für öffentliche Sicherheit, Michaela Kardeis, zeichnete das Bild einer möglichen Gefahrensituation: Man befinde sich in einem öffentlichen Gebäude, plötzlich höre man einen lauten Knall. Man wisse nicht, ob es ein Schuss oder ein Knallfrosch sei.

Ist die Lage ernst, seien vier Schritte zu befolgen. Erstens: Flüchten mittels Fluchtweg, wenn es möglich ist. Persönliche Wertgegenstände sollen zurückgelassen werden. Zweitens: Verstecken, wenn Flüchten unmöglich ist. Schließlich als "letzte Konsequenz": Verteidigen, wenn es keinen anderen Ausweg gibt.

Keinen Gerüchten online trauen

"Das ist kein Aufruf zur Bewaffnung", stellte Kardeis klar. Vielmehr solle man versuchen, Alltagsgegenstände als Waffe einzusetzen. Sobald man in Sicherheit sei, solle man den Notruf wählen.

"Noch nie hatten so viele Menschen so viel Angst wie heutzutage", sagte Kriminalpsychologe Thomas Müller, der ebenfalls auf dem Podium saß. Sich auf den Ernstfall vorzubereiten könne helfen. Österreich gehöre zwar zu den sichersten Ländern der Welt, das dürfe aber nicht zu einem "falschen Sicherheitsdenken" führen, sagte Kickl zuvor.

Befeuert wird die Angst auch durch ungesicherte Informationen, die online verbreitet werden. Man solle nur offiziellen Kanälen trauen, so Kardeis. Auch bei den Ausschreitungen Rechtsextremer im sächsischen Chemnitz spielten Gerüchte, die online kursierten, eine wichtige Rolle. Ob man neben "islamistischen Gefährdungslagen" auch gegenüber Ausschreitungen wie in Chemnitz gewappnet sei? Man gehe gegen jeden Extremismus vor – gleich welcher "politischen Richtung", versicherte Kickl. (Vanessa Gaigg, 28.8.2018)