Es waren heftige politische Diskussionen, die der Einführung von separaten Deutschförderklassen vorangingen. Während Befürworter der Meinung sind, dass sich die Kinder Sprachkenntnisse in eigenen Deutschklassen schneller aneignen, zweifeln Kritiker das an. Sie sind überzeugt, dass die Sprache im Klassenverband besser erlernt werden kann.

Die türkis-blaue Bundesregierung hat sich durchgesetzt, Deutschklassen sind damit ab September Pflicht. Absurderweise sind noch nicht alle Begleitprogramme fertig, etwa die Tests zur Einstufung, die heuer noch von den Direktoren durchgeführt werden mussten.

Wien ist von den Deutschklassen besonders betroffen. 300 der insgesamt rund 700 derartigen Klassen wird es hier geben. Die Umsetzung ist ein Kraftakt – nicht nur aufgrund von Platzmangel, auch wegen des Personals. Jede der 300 Klassen braucht schließlich einen Lehrer.

Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) ist alarmiert, weil der Bund das Integrationspaket gekürzt hat. Wien wickelte darüber seine Sprachförderkräfte ab. Es handelte sich just um 300 Posten. Das Resultat: Um den Deutschförderunterricht zu ermöglichen, wird nun bei anderen Sprachmaßnahmen gekürzt, etwa bei Native Speakern im Englischunterricht. Umschichten statt ausweiten. Selbst wenn die Einführung von Deutschklassen gut gemeint gewesen sein sollte, die Umsetzung hinkt gewaltig. (Rosa Winkler-Hermaden, 29.8.2018)