Bald wieder sieben Lira für den Dollar und acht für einen Euro: Am Donnerstag war Feiertag in der Türkei, doch die Währung fällt weiter.

AFP / Adem Altan

Die meistbeschäftigten Angestellten bei Migros sind im Moment die Etikettierer, witzelte dieser Tage ein türkischer Wirtschaftsprofessor. In den Regalen der großen Supermarktkette in der Türkei steigen die Preise ebenso wie bei der Konkurrenz. Über einen Preisschub zwischen zehn und 30 Prozent berichten Kunden seit dem Ende der langen Feiertagswoche zum muslimischen Opferfest. Schuld daran sind die Inflation von offiziell 15,85 Prozent im Juli und die wegen des Liraverfalls zunehmend teuer werdenden Importe.

Aufwärts immer: Auch beim türkischen Diskonter A101 werden Preisschilder fliegend ausgewechselt.

Türkische Lebensmittelhersteller haben aber still und leise noch einen anderen Weg gefunden, wie Supermarktkunden feststellen: Die Packungen werden mitunter kleiner. Schokoriegel vom Marktführer Ülker sind um drei Gramm leichter, auch die Nusspackerl von Tadim, einem anderen großen Hersteller, sind geschrumpft. 37 statt wie bisher 40 Gramm Sonnenblumenkerne finden knabberwütige Türken jetzt und twittern.

Ein bisschen teurer, ein bisschen weniger drin: Schokoriegel und Sonnenblumenkerne in Zeiten der türkischen Währungskrise.

Auf Hosentaschenformat ist diese Woche nun auch das Satiremagazin "LeMan" eingegangen. Es ist auch ein Protest gegen die hohen Papierpreise und die viel kritisierte Privatisierung des staatlichen Papierherstellers Seka vor etwa 15 Jahren. Zeitungspapier wird seither zwar weiter in der Türkei produziert, doch das Land muss jährlich rund eine halbe Million Tonnen Papier importieren, vornehmlich aus Russland, wie türkische Medien berichten.

Passt jetzt in jede Hosentasche, erfordert aber gute Augen: Das Satiremagazin "LeMan" erschien diese Woche im Miniformat.

Den Zeitungsverlagen macht der Preisanstieg beim Papier jetzt erheblich zu verschaffen. Die ohnehin kaum rentablen türkischen Tageszeitungen erhöhten ihren Verkaufspreis, manche stoppten vorübergehend bereits ihr Erscheinen. Die Istanbuler Börse war am Donnerstag wegen des "Tag des Sieges" (Zafer Bayrami / Sieg der türkischen Armee über die Griechen während des Unabhängigkeitskriegs in der Schlacht von Dumlupinar am 30. August 1922) geschlossen. Der Verfall der Lira gegenüber dem Dollar setzte sich anderswo auf den Märkten aber fort. Mit knapp fünf Prozent Verlust gegenüber dem Vortag steuerte die Lira auf die Marke von 6,80 für einen Dollar zu. (Markus Bernath, 30.08.2018)