Wolfgang Geissler mit Schwein Rosi im Böhmischen Prater.

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Wien – Was haben ein Millionär, ein Wirt, eine Langosverkäuferin und ein Schausteller gemeinsam? Sie haben dort ihren Lebensmittelpunkt, wo andere sich vergnügen: im Böhmischen Prater. Am Freitag startet die ORF-Reihe Einblick mit der Folge "Im kleinen Prater" um 21.20 Uhr auf ORF 2 in dem Wiener Vergnügungspark.

Der ORF-Journalist Ed Moschitz hat zusammen mit seinem Team die erste Folge gedreht. Die Wahl fiel auf den Böhmischen Prater, weil es ein geschichtsträchtiger Ort im Arbeiterbezirk Favoriten ist. Dort treffe man auf Menschen, deren Wahrnehmung von der Welt sonst im Fernsehen eher nicht abgebildet werde, erzählte Moschitz dem STANDARD. "Man muss sich vorstellen, die Menschen dort sind seit 20, 30, 40 Jahren Schausteller. Im Wesentlichen hat sich das Fahrgeschäft hinter ihnen kaum verändert", sagte der Journalist, "aber die Welt draußen verändert sich ständig."

Milieustudie statt Experten

Moschitz zeigte sich überzeugt, dass der ORF solche Milieustudien brauche. "Wenn man mit den Menschen redet, betrachtet man die Welt von unten. Man bekommt eine ganz andere Perspektive, als wenn man die ganzen Experten und festgesessenen Gurus hört."

Einer von den Menschen ist der 69-jährige Franz R. Er hat bereits als Kind im Böhmischen Prater Kegel aufgestellt, seit 30 Jahren besitzt er ein Riesenrad. Damals, als das Geschäft noch besser lief, beschäftigte der Schausteller einen Ausrufer. "Kommen Sie rein, kommen Sie ran. Hier werden Sie genauso beschissen wie nebenan", rief er, erzählt Franz R. Heute hätte die Kundschaft nicht mehr so viel Geld. Das Reportageformat kommt bis auf eine kurze Einleitung ohne Off-Kommentar aus. Das stellt für die Journalisten eine gewisse Herausforderung dar, erklärte Moschitz. Das Gespräch muss selbsttragend sein. "Es war für mich vielleicht auch ein bisschen leichter, weil ich längere Zeit beim Radio gearbeitet habe. Ich hab mich selbst ertappt, wie ich in Gedanken mitschneide, während des Gesprächs."

Der authentische Blick auf Orte und Menschen kommt vielen ORF-Sehern bekannt vor. Aus Elizabeth T. Spiras Alltagsgeschichten etwa oder der Reportagereihe Am Schauplatz. Im Vergleich dazu arbeite Einblick einerseits mit mehr Perspektiven als Am Schauplatz, es wurden Zeitrafferkameras und viele sehr nahe Aufnahmen eingesetzt, so Moschitz. Andererseits ist das Format weniger an den einzelnen Menschen als an dem Ort interessiert. "Wichtig ist, dass sich ein Gesamtbild ergibt."

Kein Betroffenheitsformat

Für den Sendeplatz am Freitag war wichtig, nicht "ein klassisches Betroffenheitsformat entstehen zu lassen, sondern prinzipiell eine gewisse Leichtigkeit in die Welt zu bringen", sagte Moschitz über Einblick. Neben traurigen und berührenden Geschichten, die manche Menschen erzählen, soll auch auf "Augenhöhe gescherzt" werden können.

In der ersten Folge ist neben Franz R. die Langosverkäuferin Manuela A. zu sehen. Sie wird den Knoblauchgeruch trotz Vanille und Orangenduschgel nicht los. Wirt Wolfgang G. erzählt über seine Sau Rosi, der Geschäftsmann Ernst H. über das älteste Pferdekarussell Europas. (Nadine Zeiler, 31.8.2018)