Lagos/Abuja – Dutzende Nichtregierungsorganisationen (NGO) haben am Donnerstag vor einer humanitären Katastrophe in der Region um den Tschadsee gewarnt. Elf Millionen Menschen benötigten dort nach neun Jahren gewaltsamer Rebellion durch die Islamistengruppe Boko Haram dringend humanitäre Hilfe, erklärten die Hilfsorganisationen wenige Tage vor Beginn einer Geberkonferenz in Berlin.

Der Aufstand und seine militärische Bekämpfung in den vier Anrainerstaaten hätten 2,4 Millionen Vertriebene hinterlassen, die Ernährungslage von fünf Millionen Menschen gelte als unsicher, hieß es in der Mitteilung, die unter anderem vom Norwegischen Flüchtlingsrat und der Hilfsorganisation Save the Children herausgegeben wurde. Die Hilfe sei 2017 zwar deutlich erhöht worden, der Bedarf sei aber weiterhin "gewaltig". Die Uno benötigt nach eigenen Schätzungen 1,6 Milliarden Dollar (1,37 Milliarden Euro), um entsprechende lebensrettende Hilfe zur Verfügung stellen zu können.

Konferenz in Berlin

Am Montag und Dienstag sollen bei einer Tschadsee-Konferenz in Berlin die Themen humanitäre Hilfe, Stabilisierung und nachhaltige Entwicklung der Region diskutiert werden. Eingeladen haben Deutschland, Norwegen, Nigeria und die Vereinten Nationen.

Bei einer Geberkonferenz in Oslo im vergangenen Jahr hatten 14 Länder Hilfszahlungen in Höhe von insgesamt 672 Millionen Dollar zugesagt, waren damit aber weit unter den angepeilten 1,5 Milliarden Dollar geblieben. Nach Angaben der NGOs ist von der zugesagten Summe bisher nur die Hälfte ausgezahlt worden.

Die Extremisten von Boko Haram kämpfen seit Jahren gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. Die Aufständischen haben ihre Aktionen seitdem auf die Nachbarstaaten Tschad, Kamerun und Niger ausgeweitet und verüben regelmäßig Selbstmordattentate. (APA, 30.8.2018)