Die EU will künftig Wirte dazu verpflichen, gratis Trinkwasser auszugeben.

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Wien – Die neue EU-Trinkwasser-Richtlinie liegt auch den heimischen Wirten schwer im Magen: Sie sieht nicht nur deutlich mehr Kontrollen vor, sondern will Gastrobetriebe auch dazu verpflichten, das Glas Leitungswasser gratis auszuschenken, kritisiert die Wirtschaftskammer Österreich. Dabei gehe der Trend in eine andere Richtung: Immer mehr Lokale verlangten Geld dafür.

Die geplante Richtlinie sei generell eine "total sinnlose Geschichte für Österreich", meint Mario Pulker, Obmann des WKO-Fachverbands Gastronomie. Wirte, die einen Brunnen haben und ihren Betrieb oder Nachbarn mit Trinkwasser versorgen, müssten bisher einmal pro Jahr prüfen. Geht es nach der Neuregelung, sollen es künftig zehn Untersuchungen sein, so Pulker. Dabei sei die Trinkwasserqualität hierzulande ohnehin hoch. Leiden würde letztendlich das Börserl der Konsumenten.

Gratis Leitungswasser

Neben der geplanten Kontrollverschärfung würde auch die Verpflichtung zur kostenlosen Ausgabe von Leitungswasser, die die Richtlinie vorsehe, massive Zusatzkosten verursachen. Besonders die Wirte in Tourismusdestinationen seien aber darauf angewiesen, für das Ausschenken von Leitungswasser Geld zu verlangen, erzählte der Wirtschaftsvertreter. Für ausländische Gäste sei es auch ganz normal, dafür zu zahlen.

"Die Kommission will die Richtlinie noch in dieser Periode durchbringen", sagte der ÖVP-Europaabgeordnete Lukas Mandl, der 80 Änderungsanträge eingebracht hat und hofft, dass die Regelung dementsprechend angepasst wird. Generell sollte das Thema aber bei den Nationalstaaten bleiben.

Höhere Kosten

Auch die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) hat bereits mehrfach Kritik an dem geplanten Vorgaben geübt, da sie erhebliche Mehrkosten für kleine Wasserversorger befürchtet. In Österreich gibt es 5.500 Wasserversorgungsunternehmen, zwei Drittel davon sind kleine, die weniger als 100 Kubikmeter zur Verfügung stellen und besonders im ländlichen Raum von hoher Bedeutung sind.

Tritt die Richtlinie in ihrer derzeitigen Form in Kraft, steigen die Untersuchungskosten bei diesen Versorgern von durchschnittlich 250 auf 18.000 Euro pro Jahr, hieß es im Frühling in einer Studie der Universität für Bodenkultur im Auftrag der ÖVGW. Die ÖVGW befürchtet zudem, dass der heimische Trinkwassermarkt so für eine mögliche Liberalisierung vorbereitet werden könnte.

Die EU will mit ihrem Vorstoß den Zugang zu Trinkwasser verbessern, insbesondere für jene Bevölkerungsgruppen, die derzeit nicht ausreichend damit versorgt werden. Zudem könnten die Haushalte dadurch viel Geld sparen und den Plastikverbrauch verringern, argumentiert die EU-Kommission. (APA, 2.9.2018)