Efgani Dönmez am Rande eines Vortrags im vorvergangenen Jahr in Wien.

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Es ist eine Sickerinjurie. Auf die Frage eines Twitter-Nutzers, wie die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli wohl zu ihrem Amt gekommen sei, antwortete der österreichische Nationalratsabgeordnete Efgani Dönmez: "Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du da eine Antwort." Zwinkersmiley.

Zahlreiche Nutzer des Kurznachrichtendiensts fragten sich daraufhin, was er damit eigentlich konkret gemeint hat. Schöne Knie? Seltsam. Sie ist Muslimin. Spielt er aufs Beten an? Sich auf den Knien eine Funktion erbetteln?

All das wäre schon widerlich genug. Er hat das wohl aber anders gemeint. Im Urban Dictionary ist es als umgangssprachlicher Ausdruck verzeichnet: "blowjob knees". Die Politikerin verdanke ihre Karriere sexuellen Handlungen. Diese Interpretation wurde ihm in den sozialen Medien zigfach vorgehalten, er hat sie nicht dementiert und sich schließlich – auch auf Twitter – entschuldigt: In einem "Moment der Schwäche" habe er Chebli "herabgewürdigt".

Ausdruck einer Geisteshaltung

Seinen Zorn argumentiert Dönmez damit, dass die deutsche Politikerin mit "ihrer Art der Politik (SPD)" direkt und indirekt "Muslimverbände" unterstütze. Für den ehemaligen Grünen-Politiker, den ÖVP-Chef Sebastian Kurz auf seine Liste geholt hat, ist das offenbar Grund genug, die Frau zutiefst sexistisch zu beleidigen. Das ist kein Moment der Schwäche. Das ist der Ausdruck einer Geisteshaltung.

Am Montagnachmittag gab der ÖVP-Klub Dönmez' Ausschluss bekannt – nur eine Woche nachdem der türkise Abgeordnete Dominik Schrott wegen vermuteter Unregelmäßigkeiten im Wahlkampf sein Mandat zurücklegen musste. Es geht rund in der Volkspartei. Doch Kurz muss man damit zugestehen: Er agiert konsequent bei Verfehlungen und Entgleisungen in den eigenen Reihen.

Eigentlich wäre Dönmez selbst gefordert gewesen zurückzutreten. Als Nationalratsabgeordneter ist jemand, der sich und seine geschmacklosen Gedanken nicht zumindest im Griff hat, untragbar. Doch offenkundig war er zu diesem Schritt nicht bereit und wird nun als "wilder" Abgeordneter im Parlament sitzen. Immerhin nicht für eine Regierungspartei. Denn eines muss man klar sagen: Wer sich wie Dönmez äußert, würdigt nicht nur die Frau, sondern in erster Linie sich selbst herab. (Katharina Mittelstaedt, 3.9.2018)