Da war es noch hell: Hans Bürger, Christian Kern und Nadja Bernhard vor Beginn des ORF-"Sommergesprächs".

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Ein paar Mal musste er wirklich herzlich lachen – etwa als Videos, die Bürger mit ihren Fragen an den SPÖ-Chef und Ex-Kanzler Christian Kern eingeschickt hatten, gezeigt wurden. Ob es nicht "Zeit für den offenen Klassenkampf von unten" sei, wollte ein junger Mann wissen. Da prustete Kern: Nein, man wolle eher das Gespräch suchen, nicht "drüberfahren", das machten ja schon die anderen.

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Kern war am Montag der vorletzte Gast im ORF-"Sommergespräch" bei Hans Bürger und Nadja Bernhard. Auch er wurde in der Wachau befragt, wobei Bernhard, über den schon leicht herbstelnden Abend gesehen, die interessanteren Fragen stellte. Was nicht heißt, dass sie immer die erwünschten Antworten erhielt. Auf die Frage nach dem Migrationspapier und vielleicht darin vorkommenden Charter Cities ließ sich Kern von Bernhard nicht in die Karten schauen: Das Papier werde nächste Woche präsentiert, er bitte um Geduld.

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Bemüht tapfer antwortete er auf innerparteiliche Konflikte auf der Achse Wien–Burgenland. Als Bernhard die Grabenkämpfe in der SPÖ ansprach, dröhnte zwar düsteres Glockengeläut aus einer nahen Kirche, doch Kern meinte: "Die Führungsfrage, glauben S' ma des, die is sonnenklar."

Bürger sprach fast empört Kerns Interviews in "ausländischen Zeitungen" an, die für "noch mehr Wirbel gesorgt" hätten. Er wollte wissen, ob der Ex-Kanzler wirklich das "Vierte Reich" kommen sehe. Der betonte, die Regierung arbeite mit "Gift von Hetze und Spaltung", die BVT-Affäre sei ein Anschlag auf den Rechtsstaat. Und: "Das Böse, das Unglück kommt selten mit einem Schlag", meinte Kern – da war es stockdunkel geworden in der Wachau. (Colette M. Schmidt, 3.9.2018)