Hanna (Bibiane Beglau) kann ihr altes Leben nicht mehr fortsetzen. Das neue ist kaum zu ertragen.

Foto: BR/Barbara Bauredl

Hanna Rautenberg weiß, dass Petrowskis letztes Opfer an der Knebelung erstickt ist. Sie verhält sich also ruhig, schreit nicht, schlägt nicht um sich. Der Vergewaltiger und Mörder hat die Gefängnis-Psychologin mit ihrem eigenen Schlüssel in ihrem Büro eingesperrt, er hält ihr ein selbstgebasteltes Messer unter die Kehle. Er klebt ihr die Hände zusammen und droht ihr den Mund zuzukleben. Anschließend vergewaltigt der Gefängnisinsasse Hanna Rautenberg mehrmals. Sieben Stunden lang befindet sie sich in der Gewalt ihres Patienten.

Der Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht, setzt etwas früher an. Man sieht Hanna Rautenberg bei der Gruppentherapie mit Gefängnisinsassen in einem Hochsicherheitsgefängnis. Sie hat die sozialtherapeutische Station aufgebaut, diese leitet sie mit viel Kompetenz. Privat läuft es ebenfalls gut, in zehn Tagen wird sie ihren Freund Stephan heiraten.

Dieses Leben wird nach den sieben Stunden der Todesangst für immer vorbei sein.

Sehr gerafft werden die Ereignisse jener Nacht geschildert, in der Hanna Rautenberg dem Vergewaltiger ausgeliefert ist. Sieben Stunden konzentriert sich auf Rautenbergs Leben nach der sieben Stunden langen Folter.

Therapie und Prozess

Die Psychologin ist schwer verletzt, körperlich und seelisch. In den ersten Tagen nach dem Spitalsaufenthalt versucht sie mit ihrem Freund und dem halbwüchsigen Sohn aus einer früheren Beziehung den Alltag wieder aufzunehmen. Die geplante Hochzeit findet statt, wenn auch nur im kleinesten Kreis.

Hanna fühlt sich von allen alleingelassen und missverstanden, beschuldigt. Stephan will wissen, wieso Hanna sich nicht gewehrt hat. "Jedes Tier wehrt sich", sagt er, "wieso du nicht?" Hannas Kollegen aus dem Gefängnis wollen keine Mitschuld an der Geiselnahme und Vergewaltigung eingestehen.

Quälende Tagträume und die Gesprächstherapie mit einer kritischen Psychologenkollegin begleiten Hanna in den anstrengenden Monaten vor der Verhandlung. Dann steht sie wieder Petrowski gegenüber.

Die wahre Geschichte

Sieben Stunden wird am Freitag, 7. September, um 20.15 Uhr auf Arte gesendet. Es ist eine Verfilmung des Buchs Sieben Stunden im April – Meine Geschichte vom Überleben. Die Gefängnis-Psychologin Susanne Preusker hat das Buch 2013, vier Jahre nach der Vergewaltigung und Misshandlung im Hochsicherheitsgefängnis in Straubing, geschrieben. Ihr Fall hat eine breite Diskussion über die Therapiefähigkeit von Sexualstraftätern ausgelöst. Der Gefängnisinsasse und Straubingers Ex-Patient wurde zu 13 Jahren und neun Monaten Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Susanne Preusker nahm sich im Februar 2018 das Leben. (Olivera Stajić, 7.9.2018)