Der kleine Dominik besucht einen öffentlichen Kindergarten in Wien. Dort lernt er, dass er dem kleinen Yussuf das Rutschauto nicht wegnehmen darf, sondern dass sie das Auto teilen müssen. Er begreift auch, dass er nicht rumbrüllen soll, wenn Mia ihren Mittagsschlaf braucht. Und dass seiner Kindergartenpädagogin gleich wichtig ist, was Dominik und was Hassan gerade möchten. Fairness, Solidarität, Rücksichtnahme – das sind Werte, die im Kindergarten gelehrt werden. Immer schon. Im Bestfall wandeln sich dadurch ichzentrierte Windelträger zu sozialen Wesen, die gut mit anderen zurechtkommen.
Diese Werte in einem Katalog zusammenzufassen ist verdienstvoll von der Bundesregierung. Wirklich notwendig ist es nicht. In den Bildungsplänen der Länder kommt Werteunterricht vor, er wird jeden Tag gelebt. Zum Beispiel steht im Wiener Plan, dass Kopftuch bei Kindern unerwünscht ist – und man in diesem Fall mit den Eltern redet. Man müsste also gar nicht so viel Aufhebens um "Werte im Kindergarten" machen.
Happig wird die Sache erst, weil sich vor allem die roten Länder zu wenig eingebunden und gleichsam erpresst fühlen. Man habe ihnen den Vertrag einfach zur Unterschrift "hingeknallt", heißt es. Dabei geht es offenbar inhaltlich um gar nicht viel. Einmal mehr zeigt die Regierung damit ihr Talent, maximales Getöse zu erzeugen – auch bei Themen, die im Grunde gar nicht umstritten sind. (Petra Stuiber, 6.9.2018)