Berlin/Wien – Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen haben vor dem offenbar für Dienstag geplanten weiteren Abschiebeflug von München nach Afghanistan erneut einen Stopp von Sammelabschiebungen in das asiatische Land gefordert.

Pro Asyl und Amnesty International verwiesen am Montag auf eine Stellungnahme des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, wonach die afghanische Hauptstadt Kabul nicht als sicher angesehen werden könne. Abschiebungen nach Afghanistan müssten daher umgehend ausgesetzt werden, forderten die Organisationen.

Kabul keine Fluchtalternative

Laut bayerischem Flüchtlingsrat soll der Abschiebeflug nach Afghanistan am Dienstagabend vom Flughafen München aus starten. Die geplante Abschiebung nach Kabul sei "unverantwortlich", kritisierte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt in Frankfurt am Main. Das UN-Flüchtlingshilfswerk habe in seinem Anfang September bekannt gewordenen Report zur Lage in Afghanistan klargestellt, dass Kabul generell keine interne Fluchtalternative mehr sei.

Burkhardt rief die Länderinnenminister auf, die aktuellen Entwicklungen in Afghanistan und die neue Lageeinschätzung der Vereinten Nationen zu Kabul zur Kenntnis zu nehmen. Auch die Amnesty-Asylrechtsexpertin Franziska Vilmar erklärte in Berlin, die Sammelabschiebung müsse "unverzüglich gestoppt werden". Beide Organisationen verwiesen unter anderem auf die Regierung Finnlands, die nach Veröffentlichung des aktuellen UNHCR-Berichts Abschiebungen nach Afghanistan bis auf weiteres gestoppt habe.

Diakonie übt ebenfalls Kritik

Auch Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, betonte unter Berufung auf den UNHCR Bericht zu Afghanistan, es gebe keine Sicherheit in Kabul. "Wer angesichts der aktuellen Bedrohungslage in Afghanistan weiterhin an Abschiebungen festhält, agiert im direkten Widerspruch zum Herzstück der Genfer Flüchtlingskonvention: Jenen Schutz zu gewähren, denen ihr Heimatland den notwendigen Schutz nicht bieten kann", erklärte Moser in einer Aussendung am Montag. (APA, AFP, 10.9.2018)