Bei Polaroid und Co. haben oft neue Firmen die Lizenzen übernommen

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Kodak gilt heute als Musterbeispiel für Firmen, die diese Trendwende verschliefen. Und das, obwohl man einst vorn dabei war. Ein Kodak-Entwickler, Steven Sasson, hatte 1975 die erste Digitalkamera gebaut. Die Technologie wurde laut ihm danach aber beiseitegeschoben – aus Angst, sie könnte dem Geschäft mit analogen Produkten schaden. Als man es dann doch probierte, war die Konkurrenz davongezogen, während das Geschäft mit Fotofilmen wegschmolz. 2012 folgte der Konkurs, 2013 kehrte man mit Fokus auf Businessgeräte und -dienstleistungen zurück.

Ähnlich sieht die Geschichte von Polaroid aus. Anfang der Neunziger erwirtschaftete man noch Milliardenumsätze, 2001 war man bankrott. Ein versuchter Neustart scheiterte 2008.

Obwohl Kodak kaum noch Endkunden bedient und Polaroid zu einem guten Teil nur noch eine Marke ist, sind in den vergangenen Jahren diverse Produkte mit den beiden bekannten Logos auf den Markt gekommen. Einige sind eher fragwürdiger Natur und illustrieren den tiefen Fall der einstigen Branchenriesen.

Handy-Klon, Billig-Laptops

Passables Feedback bekamen manche der neuen Polaroid-Instant-Kameras und Filme, die von der Firma Polaroid Originals vertrieben werden. Gestartet war diese mit dem Namen "The Impossible Project" mit der Neuentwicklung von Polaroid-Filmen für ältere Kameras. Damit konnte man erfolgreich im Markt für Analogfotografie Fuß fassen. Schließlich erwarb man die Namensrechte und benannte sich 2017 um.

Doch längst nicht jedes Produkt mit Polaroid-Branding war ein Erfolg. Als erstes Smartphone, das den Namen tragen sollte, lieferte man auf der Elektronikmesse CES 2015 das "Polaroid Selfie". Das von einem chinesischen Fertiger zugekaufte Gerät entpuppte sich als Klon eines anderen Handys. Dessen Hersteller drohte mit rechtlichen Schritten. Das "Selfie" kam nie auf den Markt. Es gibt noch diverse andere Produkte, die mittlerweile unter der Marke Polaroid laufen. Das Techmagazin The Verge entdeckte auf der diesjährigen IFA Laptops mit veralteter Hardware. Eine vernichtende Vorschau gab man auch der auf der Messe gezeigten IM1836-Kamera mit tauschbaren Linsen.

Kodak auf Krypto-Abwegen

Besser sieht es auch bei Kodak nicht aus. Was heute unter dem Namen vertrieben wird, ist meist kein Eigenprodukt der 2013 dank Sanierung zurückgekehrten Eastman-Kodak Company, sondern eine Lizenzverwertung.

Der Marke blieben dabei auch Abstecher auf dubioses Terrain nicht erspart. Auf der CES 2018 wurde der Kash-Miner ausgestellt. Kunden sollten die Kompakt-Computer mieten und zum gewinnbringenden Erschürfen von Bitcoins verwenden. Schnell gab es Kritik, weil im Prospekt des verantwortlichen Anbieters Spotlite unrealistische Berechnungen aufgestellt wurden. Ein Journalist der PC World titulierte den Miner als "dümmsten Scheiß", den er je auf der Messe gesehen habe. Die US-Finanzbehörden griffen ein, zudem stürzte Bitcoin in den Folgemonaten ab. Es folgten Streitigkeiten um die Nutzung der Lizenz, die angeblich nur für die Herstellung von Beleuchtungsprodukten vereinbart worden war.

Für die Marke Kodak war das aber nicht der Abschied aus dem Krypto-Markt. Mit Kodak One bastelt ein anderer Lizenznehmer an einer Plattform für den Verkauf von Fotos. Als Zahlungsmittel soll dort kein Fiatgeld genutzt werden, sondern eine eigene Kryptowährung namens Kodakcoin. (gpi, 10.9.2018)