ÖVP-Chef Sebastian Kurz beim letzten ORF-"Sommergespräch" in der Wachau.

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Wien – Der optische Hintergrund war gleich die nicht ganz elegante Überleitung zum ersten Thema. Ob er für das Stift Dürnstein in der Wachau spenden würde, wollte Hans Bürger im fünften und letzten ORF-"Sommergespräch" von Sebastian Kurz wissen, um dann gleich die Frage nachzureichen, wie es der Chef der Volkspartei denn mit der Kirche halte. Der Kanzler, im sommerlichen Look ohne Krawatte erschienen, gab sich kurz angebunden: Vom Stift sei er noch nicht kontaktiert worden, er sei ein gläubiger Katholik, sehe Religion aber als Privatsache.

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Apropos Privates: Nadja Bernhard hakte nach und fragte, ob Kurz lieber eine klassische Ehe oder doch eine eingetragene Partnerschaft eingehen würde. Der Hintergrund: Nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs stehen ab 1. Jänner 2019 allen Paaren sowohl Ehe als auch eingetragene Partnerschaft offen. Der Kanzler will solche Entscheidungen zwar überraschenderweise "nicht über den ORF kundtun", würde aber eine Ehe bevorzugen und stellte auch klar: Das VfGH-Erkenntnis sei zu respektieren. Kurz' Gegenfrage an Interviewerin Bernhard, welches Modell sie bevorzugen würde, blockte diese ab: "Diese Frage stellt sich bei mir nicht."

Außengrenzen schützen

Nach dem eher unentspannten Auftakt drehte sich der größere Teil des Interviews dann um das Lieblingsthema des Kanzlers: die Flüchtlings- und Migrationsfrage, bei der Kurz routiniert sein Programm – Außengrenzen schützen, den Schleppern die Geschäftsgrundlage entziehen – herunterspulte. Angesichts deutlich zurückgehender Flüchtlingszahlen sehe man auch, dass es "viel Bewegung in die richtige Richtung" gebe.

Mit wem die ÖVP in die nächstjährige Europawahl gehen wird, ließ der Kanzler weiter offen. Der aktuelle Fraktionsführer im EU-Parlament, Othmar Karas, sei zwar ein "ausgewiesener Proeuropäer", den er schätze, aber eine Entscheidung treffe man erst Anfang 2019.

Auf Distanz zu Orbán

Deutlich auf Distanz ging Kurz dafür zum ungarischen Regierungschef Viktor Orbán und dessen Fidesz-Partei, die zur Familie der Europäischen Volkspartei gehört. Der Kanzler kündigte an, dass die ÖVP-Fraktion am Mittwoch im Europaparlament für ein Artikel-7-Verfahren gegen Ungarn stimmen werde und die EVP-Mitgliedschaft der Fidesz ruhend gestellt werde. Noch am selben Abend bot Kurz' Koalitionspartner, Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ), Orbáns Fidesz via Facebook eine Aufnahme in die EFN, das europäische Rechtsaußenbündnis im EU-Parlament, an.

Abschließend ging es im ORF-"Sommergespräch" noch um den vermeintlichen Masterplan der neuen Volkspartei zum Umbau der Republik. "Ja, sicher" gebe es einen solchen, aber keinen "in negativer Art", wie seine Gegner insinuieren würden, sagte Kurz. Seine Vision für ein Österreich in 20 Jahren: "Dass es den Österreichern besser und nicht schlechter geht." (go, 10.9.2018)