In Österreich kommen 39 Prozent der 18- bis 24-Jährigen aus einem Akademikerhaushalt, 63 Prozent der Studienanfänger haben Eltern mit Uniabschluss.

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Wien – Die Bedingungen, in die wir hineingeboren werden, erscheinen so zufällig wie ein Lotteriespiel. So steht es in der Einleitung der diesjährigen Bildungsstudie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die dann auf 582 Seiten zusammengetragenen Fakten aus den 35 OECD- und Partnerländern zeigen: In Österreich haben den Jackpot hier geborene Männer geknackt, deren Eltern Akademiker sind – zumindest am Arbeitsmarkt und freilich nur statistisch betrachtet.

Über alle Bildungsschichten hinweg gilt: Im Ausland geborene Vollzeitarbeitskräfte verdienen um ein Fünftel weniger als in Österreich geborene Menschen – und die betroffene Gruppe ist groß. Fast jeder vierte Erwachsene in Österreich zwischen 25 und 64 Jahren kam nicht hierzulande zur Welt. Mehr als jeder Vierte von ihnen hat wiederum weder Matura noch eine Lehre gemacht – das gilt nur für jeden zehnten in Österreich geborenen Erwachsenen.

Früher migriert, seltener arbeitslos

Geht es um Jobs, kommt es im Ausland geborenen Menschen zugute, je früher sie nach Österreich migriert sind: Wer spätestens seit seinem 15. Lebensjahr in Österreich lebt, ist tendenziell seltener arbeitslos als jene, die in höherem Alter gekommen sind. Die größte Kluft klafft zwischen im Ausland und im Inland geborenen Menschen, die einen Hochschulabschluss gemacht haben: 78 Prozent der im Ausland geborenen Akademiker sind beschäftigt, unter den bereits hier geborenen Akademikern haben 89 Prozent einen Job.

Ein weiterer Nachteil am Bildungsmarkt ist es, wenn die Eltern keinen Uni-Abschluss haben. In Österreich kommt etwas mehr als ein Drittel (39 Prozent) der 18- bis 24-Jährigen aus einem Akademiker-Haushalt. Zum Vergleich: 63 Prozent der Studienanfänger haben Eltern mit Hochschuldiplom. Ein niedriger Bildungsstand der Eltern geht auch tendenziell mit einer späteren Aufnahme eines Studiums einher.

Bildungsaufstieg schwierig

Die Verfasser der OECD-Studie kommen zu dem Schluss: In der Hochschulbildung herrscht generell nur wenig Chancengerechtigkeit. Gründe dafür seien vor allem Probleme, die schon einen Erfolg in den vorgelagerten Bildungsbereichen verhindern. In Österreich ist der Bildungsaufstieg aber besonders schwierig, wie die Erhebung zeigt: In Italien schließen beispielsweise wesentlich häufiger junge Leute ein Studium ab, die nicht aus einem Akademikerhaushalt stammen. Österreich liegt diesbezüglich deutlich unter dem OECD-Schnitt.

Frauen sind grundsätzlich Bildungsaufsteiger. Inzwischen haben in Österreich mehr Frauen (44 Prozent) als Männer (36 Prozent) zwischen 25 und 34 Jahren einen Hochschulabschluss. In der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen ist es noch andersherum. Die Entwicklung schlägt sich allerdings noch nicht in den Gehältern nieder. In allen getesteten Ländern liegen die Einkommen der Frauen unter jenen der Männer. Auch sind Frauen häufiger arbeitslos.

Größte Einkommenskluft bei Akademikern

In Österreich verdienen Arbeitnehmerinnen unabhängig von ihrer Bildungsstufe weniger. Eine Frau mit Universitätsabschluss bekommt hierzulande 76 Prozent dessen, was ein Mann mit gleichem Alter und Bildungsabschluss verdient. Bei Frauen ohne Matura oder Lehrabschluss ist der Gender-Gap ähnlich groß. Etwas geringer sind die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen mit Matura, aber ohne Uniabschluss. Die OECD-Experten führen das darauf zurück, dass von Frauen bevorzugte Studienfächer eher zu Jobs mit schlechteren Einkommenslevels führen.

Immerhin funktioniert der Übergang von der Schule zum Arbeitsmarkt in Österreich vergleichsweise gut, zeigt die Studie. Ihr zufolge waren hierzulande nur rund elf Prozent der 15- bis 29-Jährigen weder in einer Ausbildung noch berufstätig, im EU-Schnitt waren es rund 13 Prozent. (Katharina Mittelstaedt, 12.9.2018)


Auf einen Blick: Österreichs Bildung im OECD-Vergleich

Akademikerquote

Was unter einer Akademikerquote zu verstehen ist, scheint eine Auslegungsfrage zu sein. In Österreich lag der Anteil der 25- bis 64-Jährigen mit einem tertiären Bildungsabschluss im Jahr 2017 bei 32 Prozent. Einen Bachelor-, Master-, Diplom- oder Doktorabschluss führen jedoch bloß 17 Prozent im Namen. Wie das geht? Hierzulande werden nicht nur Hochschulabschlüsse dazugezählt, sondern auch bestimmte Schulabschlüsse – BHS-Abschlüsse gelten auch im internationalen Vergleich als tertiäre Kurzausbildungen. Der OECD-Schnitt an tertiären Bildungsabschlüssen liegt bei 37 Prozent.

Hochschulabschlüsse

Für Österreich prognostiziert die OECD, dass 47 Prozent eines Altersjahrgangs im Lauf ihres Lebens einen Abschluss im Tertiärbereich (auch hier werden BHS-Abschlüsse mitgezählt) erwerben werden. Das liegt knapp unter dem OECD-Schnitt (49 Prozent).

Bildungsniveau

In Österreich verfügen 15 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtschulabschluss. Rund 50 Prozent absolvierten eine Lehre, eine berufsbildende mittlere Schule oder machen die AHS-Matura. Drei Prozent absolvierten eine "postsekundäre Ausbildung" wie etwa eine Gesundheits- und Krankenpflegeschule. 15 Prozent haben eine BHS-Matura in der Tasche. Vier Prozent absolvierten ein Bachelorstudium, zwölf Prozent ein Master- oder Diplomstudium. Nur ein Prozent machte ein Doktorat.

Bildungsausgaben

Österreichs Bildungsausgaben – gemessen an der Wirtschaftsleistung – lagen 2015 knapp unter dem OECD-Schnitt: In Österreich werden 4,9 Prozent des BIPs für Bildungseinrichtungen vom Primar- bis Tertiärbereich verwendet, in der OECD sind es im Schnitt genau fünf Prozent.

Kindergarten

In Österreich besuchen 41 Prozent (OECD: 45 Prozent) der Zweijährigen und 76 Prozent (OECD: ebenfalls 76 Prozent) der Dreijährigen eine frühkindliche Bildungseinrichtung. Bei den Vierjährigen sind 92 Prozent (OECD: 88 Prozent) im Kindergarten, bei den Fünfjährigen 97 Prozent (OECD: 95 Prozent).

Lehreralter

Österreich hat im OECD-Vergleich relativ alte Lehrer. Im Volksschulbereich sind hierzulande 39 Prozent aller Pädagogen 50 Jahre oder älter, in der OECD sind es 31 Prozent. Am höchsten fällt der Unterschied in der AHS-Unterstufe und Neuen Mittelschule aus, dort sind in Österreich 49 Prozent der Lehrer mindestens 50 Jahre – im OECD-Schnitt sind es nur 35 Prozent. (mika)