Der neue Chip soll auch einen verbesserten "Ambient Mode" bringen, in dem nun etwa 16 Farben zur Uhrendarstellung genutzt werden können.

Foto: Qualcomm

Erst vor kurzem hat Google eine neue Generation von Wear OS vorgestellt, nun liefert Qualcomm die passende Hardware: Mit dem Wear 3100 gibt es zum ersten Mal einen von Grund auf für Smartwatches entwickelten Chip. Im Vergleich zum direkten Vorgänger, dem zwei Jahre alten Wear 2100, verspricht der neue Prozessor vor allem eines: Eine erheblich gesteigerte Akkulaufzeit

Fokus auf Stromsparen

Der Wear 3100 zeichnet sich durch einen neuen Aufbau aus, den der Hersteller Big-Small-Tiny nennt. Es gibt hier also genau genommen drei Chips, die für unterschiedliche Aufgaben zum Einsatz kommen. Da wäre zunächst ein klassischer Applications Processor (Quadcore, Cortex A7), wie er ähnlich auch in Smartphones zum Einsatz kommt. Dieser ist für jene Aufgaben zuständig, wo besonders viel Leistung vonnöten ist. Dann gibt es aber noch einen äußerst effizienten Digital Signal Processor (DSP) sowie einen noch einmal sparsameren Ultra-Low-Power Co-Prozessor namens QCC1110. Diese Kombination soll die aktive Nutzungszeit solcher Uhren verdreifachen – von vier auf zwölf Stunden betont der Hersteller, ohne aber konkrete Daten zu den Messbedingungen zu nennen.

Der QCC1110 ist gerade einmal 5,2 x 4 mm groß.
Foto: Qualcomm

Ganz allgemein sind solche Werte natürlich stark von der jeweiligen Nutzungsintensität ab. Das ist übrigens auch der Grund, warum Qualcomm so stark auf Akkuoptimierungen setzt. Eigene Zahlen würden zeigen, dass Smartwatches im Schnitt nur 5 Prozent der gesamten Zeit aktiv genutzt werden. Die restlichen 95 Prozent sind sie im Idle-Modus, der nun vom neuen Co-Prozessor abgehandelt wird. Und dieser ist dabei natürlich erheblich effizienter, verbraucht er doch nur ein Zwanzigstel des Stroms des Application Processors. Der Aufbau des QCC1110 ist ebenfalls durchaus interessant, immerhin nutzt er ein eigenes statisches RAM, und läuft mit einem eigenen Real Time Operating System.

Sports Experience

Der DSP soll hingegen für diverse Spezialaufgaben zum Einsatz kommen, und dort beim Stromsparen helfen. So spricht Qualcomm etwa von einer eigenen "Sport Experience", die für lang anhaltende sportliche Aktivitäten gedacht ist. Damit soll es möglich sein auf einer Smartwatch mit einem Akku von 450 mAh über 15 Stunden lang Laufen, Schwimmen und Co. samt Puls und GPS-Position erfassen zu können. Ebenfalls extra streicht Qualcomm einen "Traditionellen Uhrenmodus" hervor. Ist dieser aktiviert, soll die Uhr bis zu einem Monat durchhalten.

Der Aufbau des Wear 3100.
Grafik: Qualcomm

Passende Uhren sollen in den kommenden Monaten von Uhrenherstellern wie Fossil, Louis Vuitton und Montblanc auf den Markt kommen, konkrete Details gibt es hier aber noch nicht. Die eigene Sports-Experience soll laut Qualcomm allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt via Update nachgereicht werden. Deren Start soll mit der Vorstellung einer passenden Uhr kombiniert werden.

Strategie

Der neue Chip soll nicht zuletzt neuen Wind in die Absätze von Wear-OS-Smartwatches. Derzeit steht Apple ganz klar an der Spitze der Smartwatch-Welt, während Samsung die dritte Position hinter Googles System einnimmt. Beide Konkurrenten verwenden aber eigenen Chips für ihre Smartwatches, insofern ist die aktuelle Ankündigung für sie auch von wenig Relevanz. (Andreas Proschofsky, 11.9.2018)