Seit Montag hat das Wiener Restaurant Strandcafé "vorübergehend geschlossen".

Foto: Rupert Steiner

Wien – Die Entscheidung fiel kurzfristig und ohne aufschiebende Wirkung: Seit Montag hat das bekannte Restaurant Strandcafé an der Alten Donau in Wien "vorübergehend geschlossen", wie auf der Homepage verlautet wird. Dabei machte der Betrieb noch am Freitag auf Facebook fleißig Werbung für einen Lokalbesuch in Wien-Donaustadt. Mit insgesamt 800 Sitzplätzen auf einem Floß, zwei Gastgärten und im Innenraum des Lokals zählt das Restaurant zu den größten Gastgewerbebetrieben im 22. Bezirk. 70 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen.

Der Grund für die Maßnahme ist ein Urteil des Landesverwaltungsgerichts Wien, das dem STANDARD vorliegt. Demnach wurde der Bescheid zur "gewerberechtlichen Genehmigung für die Änderung der Betriebsanlage" des Lokals aufgehoben. Was im Klartext heißt: Der Betrieb muss einen neuen Antrag auf Erteilung dieser Genehmigung stellen. Konkret geht es um eine Änderung der Abgasöffnung für die riesigen Indoor-Grillflächen sowie der Abluftöffnung in der Küche des Lokals.

Rechtsstreit zwischen Lokalbetreiber und Anrainern

Hinter der Schließung steht auch eine Fehde zwischen dem Betreiber des Lokals und Anrainern, die seit Jahren erbittert auf juristischer Ebene geführt wird. Anrainer machten diesmal erfolgreich geltend, dass durch die Änderungen der Abgas- und Abluftöffnung mehr Nachbarn an der Alten Donau von Lärm und Rauch betroffen sind. Rechtsanwalt Florian Berl, der die Interessen der Anrainer vertritt, spricht von "unzumutbaren Belästigungen".

Der Betreiber des Strandcafés, der Wiener Großgastronom Owsep Yeritsyan, rechtfertigt sich hingegen in einer Aussendung des Lokals damit, dass in der geschlossenen Grillküche nunmehr eine der leistungsstärksten Hightech-Rauchwaschanlagen Europas zum Einsatz kommt. Laut Strandcafé steckt hinter den Beschwerden der Anrainer vor allem ein finanzkräftiges Manager-Ehepaar. Die Namen der Beschwerdeführer sind dem STANDARD bekannt.

Monatelange Sperre des Lokals

Anwalt Berl rechnet damit, dass das Strandcafé monatelang geschlossen bleiben muss. "Das Verfahren steht wieder ganz am Anfang. Ein halbes Jahr ist realistisch." Zudem gebe es in der neuen Verhandlung wieder die Möglichkeit von Einsprüchen. Dabei hat das neue Strandcafé erst seit Juni 2017 geöffnet.

Schon beim Abriss und Neubau des Lokals gingen die Wogen an der Alten Donau hoch. Mit dem Resultat, dass das Restaurant auch wegen eines verhängten Baustopps erst mehr als ein Jahr später als geplant eröffnen konnte. Gegner des Lokals mit prächtigem Blick auf die Hochhäuser der Donaucity machten damals geltend, dass der Gastro-Neubau viel größer als erlaubt ausgefallen ist.

Ursprünglich erlaubte die Widmung nur 300 Quadratmeter für gastronomische Zwecke. Dank zahlreicher Ausnahmegenehmigungen wurden über die Jahre mehr als 1.000 Quadratmeter daraus, wie Arno Aigner von der Bürgerinitiative ausführte. Nach Protesten der Anrainer wurde das geplante Projekt "Strandcafé neu" im Jahr 2016 aber redimensioniert: Statt 1.034 Plätzen gab es nunmehr knapp 800 – immerhin noch knapp 200 mehr als vor dem Abriss des alten Gebäudes. (David Krutzler, 11.9.2018)