Für Konsumenten ist es nur schwer möglich, Preise bei E-Tankstellen zu vergleichen.

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Wien – Wer in Österreich ein E-Auto lädt, erfährt zumeist, zu wie vielen Prozent der Akku geladen ist, erhält aber keinerlei Information über die anfallenden Kosten. "Fahrer müssten den Preis selbst errechnen", kritisierte Michael Soder, Energieexperte der Arbeiterkammer (AK) Wien, bei einem Pressegespräch am Dienstag. Für Konsumenten sei der direkte Preisvergleich – im Gegensatz zu herkömmlichen Tankstellen – kaum möglich.

Je nach Anbieter und Tarifmodell gehen die Kosten an Ladestationen weit auseinander. "Es gibt eine ziemliche große Preisspanne", sagt Soder. Für eine Studie testete die AK Tarifoptionen von 20 Anbietern. Dabei war der teuerste Vertragstarif auf eine Distanz von 100 Kilometern 2,5-mal so kostspielig wie der günstigste Tarif. Die Preise bei Tarifverträgen schwankten zwischen 2,92 und 8,33 Euro je 100 Kilometer.

Verschiedene Abrechnungsarten

Insgesamt sei das Betanken von E-Autos mit durchschnittlichen Kosten von 4,88 Euro pro 100 Kilometer wesentlich günstiger als bei einem Benziner oder Dieselauto, sagt Soder. Die Kosten werden entweder nach Stromverbrauch, Ladezeit oder über eine Pauschale beziehungsweise Fixtarife verrechnet. Pauschaltarife sind am Durchschnittspreis gemessen derzeit am günstigsten, Direct-Payment-Tarife wiederum, bei denen direkt mittels Paypal oder Kreditkarte bezahlt wird, am teuersten.

Neben der direkten Vergleichbarkeit beim Tanken sind laut AK auch die Preisspannen der Tarifmodelle zwischen den einzelnen Anbietern so groß, dass Autofahrer nur schwer feststellen können, welcher Tarif am günstigsten ist. Die Arbeiterkammer fordert daher die Einführung eines mobilen Preismonitors, wie er jetzt auch schon bei herkömmlichen Tankstellen existiert. Außerdem müsste die Rechtslage in Österreich an EU-rechtliche Vorgaben angepasst werden, meint Soder. EU-Mitgliedsstaaten sind dazu verpflichtet sicherzustellen, dass die Preise, die von Betreibern öffentlich zugänglicher Ladepunkte verrechnet werden, einfach und transparent vergleichbar sind. Derzeit wird diese Vorgabe in Österreich nicht erfüllt, wie ein Rechtsgutachten der Wirtschaftsuniversität Wien ergab.

Kritik an dem "Tarifdschungel" gibt es auch vom ÖAMTC: "Nach wie vor sind die Preise nicht einfach und eindeutig vergleichbar", sagt Verkehrswirtschaftsexperte Martin Grasslober. Problematisch ist laut dem Verkehrsklub vor allem, dass die Tarife an vielen Ladestationen zeitabhängig sind und nicht die tatsächlich abgegebene Strommenge gemessen wird.

E-Autos bleiben Nischenprodukt

Obwohl sich die Anzahl der E-Autos in den vergangenen zehn Jahren auf 17.600 mehr als verzehnfacht hat, bleiben sie ein Nischenprodukt: Mit Ende Juli machten E-Autos lediglich 0,4 Prozent des heimischen Pkw-Bestands aus, wie aus Zahlen der Statistik Austria hervorgeht. Der relativ gesehen höchste Anteil an elektrisch betriebenen Fahrzeugen ist momentan in Vorarlberg unterwegs, das Burgenland liegt an letzter Stelle. (lauf, 11.9.2018)