Deutschnationale, vom österreichischen Staat gefördert? Laut Ministerium entspricht das den Richtlinien.

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Man wolle "Beziehungskonflikte" vermeiden, hieß es auf der Website. An gleichgeschlechtliche Liebe dachte man dabei offenbar nicht

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Wien – Dass schlagende Burschenschaften aus Steuergeld gesponsert werden, sorgt regelmäßig für Ärger – umso mehr, als das Ministerium für Frauen, Familien und Jugend mehreren Frauenprojekten die Förderungen gestrichen hat (der STANDARD berichtete). Fast 40.000 Euro gehen heuer an den Dachverband schlagender Schülerverbindungen, den Österreichischen Pennälerring (ÖPR).

Seit Schwarz-Blau I

Zwar wurden die Deutschnationalen auch von vergangenen Regierungen gefördert, allerdings nicht immer so üppig: Vor fünf Jahren, unter Familienminister Reinhold Mitterlehner, flossen noch 23.500 Euro aufs Konto des ÖPR. Ins Leben gerufen wurde der öffentliche Geldsegen für die Deutschnationalen übrigens unter Schwarz-Blau I vom damaligen Sozialminister Herbert Haupt (FPÖ).

Nun gibt es Hinweise, dass die Förderung nicht ganz mit rechten Dingen zustande gekommen sein könnte. Die Förderrichtlinien des Familienministeriums sehen nämlich vor, dass die finanziell unterstützten Organisationen dem Gleichbehandlungsgesetz entsprechen müssen. Inwiefern das bei einer reinen Männerorganisation der Fall sei, wollten Neos und Liste Pilz in einer Anfrage an Familienministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) wissen. Die Antwort: "Bei dieser Frage hat der ÖPR meinem Ressort auf Anfrage mitgeteilt, dass der ÖPR Frauen zulässt. Knapp 44 Prozent der Mitglieder seien weiblich."

Gegen "Beziehungskonflikte"

Auf der Website des ÖPR, die inzwischen offline genommen wurde, liest sich das anders, wie aus einer Recherche von SOS Mitmensch hervorgeht. In der Rubrik "Häufig gestellte Fragen" findet sich unter dem Punkt "Warum nehmt Ihr keine Frauen auf?" die Erklärung, dass man "Beziehungskonflikte aus unseren Gemeinschaften heraushalten" wolle. Für Mädchen und Frauen gebe es jedoch Alternativen außerhalb des ÖPR, in Form von Mädelschaften oder gemischten Verbindungen.

Wurde die Ministerin womöglich falsch informiert? Auf Anfrage des STANDARD erklärt ein Ministeriumssprecher: "Wir arbeiten auch nur mit Zahlen, die uns zur Verfügung gestellt wurden."

ÖPR-Sprecher Udo Guggenbichler war für den STANDARD am Dienstag nicht erreichbar. (Maria Sterkl, 12.9.2018)