Ein Abend in Zenica.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Auf dem Boden der Realität.

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Zenica – Zenica ist nicht unbedingt ein Sehnsuchtsort, viel Industrie, null Tourismus. Aber Bosnien-Herzegowina trägt hier die meisten Fußballspiele aus, die Kicker mögen das Stadion Bilino Polje, sie schätzen die dichte Atmosphäre. Wobei die Stimmung zunächst aus krächzenden Lautsprechern kam, eine Art Folter bis an die Grenze zum Gehörsturz. Österreich kam zu einem fast historischen Match angereist, das erste in der neuen Nations League, Leistungsstufe B (es gibt zudem A, C und D), Gruppe drei. Die Bosnier hatten bereits am vergangenen Samstag mit einem 2:1 in Belfast gegen Nordirland diesbezügliche Erfahrungen gemacht, was aber wurscht war.

Teamchef Franco Foda nahm im Vergleich zum 2:0 im Test gegen Schweden zwei Änderungen vor, Valentin Lazaro ersetzte an der rechten Seite Alessandro Schöpf, Michael Gregoritsch erbte die Rolle des zentralen Stürmers von Guido Burgstaller. Foda blieb in seiner ersten Pflichtpartie bei der Dreierkette in der Abwehr, in der Offensive stand also ein 3-4-3-System nicht nur auf dem Papier. Ohne Ballbesitz wurde auf 5-3-2 umgestellt, um die Gastgeber zu verwirren. Kollege Robert Prosinecki wählte ein 4-3-3.

Etwas besser

Für den 29-jährigen Marko Arnautovic war es zwar kein das Leben radikal veränderndes, aber doch ein schönes Erlebnis, erstmals führte er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. 73 Mal ist das nicht der Fall gewesen. Aufgrund seiner serbischen Wurzeln wurde ein nicht unbedingt herzlicher Empfang befürchtet. Das Pfeifkonzert war bei seiner Namensnennung insofern ertragbar, als es gar nicht stattgefunden hat. Während der Partie hat sich das dann deutlich geändert, man soll die Menschen in und um Stadien weder unter- noch überschätzen.

Die ersten zehn Minuten waren ein von Zweikämpfen geprägtes Abtasten, Österreichs Auswahl legte danach nicht gerade erdrückende Beweise vor, die fußballerisch etwas bessere Mannschaft zu sein. 12. Minute: Ein Weitschuss von Peter Zulj wird zu Ecke abgelenkt. 14. Minute: Arnautovic zieht ab, Goalie Ibrahim Sehic dreht den Ball über die Latte. Die Defensive stand kompakt, Sebastian Prödl hielt Topstar Edin Dzeko prinzipiell in Schach. Die Bosnier, bei denen Salzburgs Darko Todorovic rechts in der Vierkette verteidigte, lauerten auf Fehler der Österreicher. Die begingen zumindest keine gravierenden.

Stärkeres Bosnien

Generell war die erste Halbzeit zerfahren, durchschnittlich. Nach 25 Minuten riss der Faden völlig, die Bosnier wurden sogar leicht dominant, kreierten Halbchancen. Überhaupt nicht aufgefallen ist Gregoritsch. Und David Alaba hatte auch schon stärkere 45 Minuten in seiner Karriere.

Nach der Pause erhöhten die Bosnier zunächst den Druck, Alaba rettete in höchster Not (56.). Die Österreicher wirkten eine Viertelstunde lang seltsam schläfrig. Es folgte dann eine ganz leichte Aufwachphase, ein Tor Lazaros wurde zurecht nicht anerkannt, Passgeber Alaba stand klar im Abseits, (69.). Marcel Sabitzer kam für Gregoritsch (72.). Es folgte der überhaupt nicht unverdiente Schock. 78. Minute: Dzeko trifft nach Zuspiel von Elvis Saric flach in die lange Ecke zum 1:0. Er war sein 54. Treffer für Bosnien. Foda nahm daraufhin Florian Grillitsch und Stefan Ilsanker raus, Burgstaller und Louis Schaub sollten es richten. Was sie trotz aller Bemühungen nicht taten. Die Nations League wird am 12. Oktober im Happel-Stadion gegen Nordirland fortgesetzt. (Christian Hackl, 11.9.2018)

Fußball-Nations-League/Liga B/Gruppe 3 – 2. Spieltag:

Bosnien-Herzegowina – Österreich 1:0 (0:0).
Zenica, Stadion Bilino Polje, 10.000, SR Buquet (FRA)

Tor: 1:0 (78.) Dzeko

Bosnien: Sehic – Todorovic, Sunjic, Zukanovic, Civic – Besic, Saric, Pjanic (89. Krunic) – Visca (87. Zakaric), Dzeko, Duljevic (93. Bajic)

Österreich: Lindner – Ilsanker (85. Schaub), Prödl, Hinteregger – Lainer, Grillitsch (81. Burgstaller), Zulj, Alaba – Lazaro, Gregoritsch (72. Sabitzer), Arnautovic

Gelbe Karten: Todorovic bzw. Hinteregger, Lainer