Wien/Salzburg – Zwei in Wien und Salzburg tätige Forscher erhalten einen "Proof of Concept"-Förderpreis des Europäischen Forschungsrats ERC. Mit jeweils bis zu 150.000 Euro können der Molekularbiologe Stefan Ludwig Ameres und der Psychologe Jens Blechert das Markt-Potenzial ihrer bereits früher mit ERC-Mitteln erzielten Ergebnisse erkunden.

Insgesamt hat der Forschungsrat 50 derartige Förderungen vergeben. Die Wissenschafter können damit etwa patentrechtlichen Schutz ihrer Forschungsergebnisse anmelden, Geschäftschancen ausloten oder die technische Validierung durchführen. Ziel der Förderschiene ist es, die Kluft zwischen der Grundlagenforschung und marktfähigen Innovationen zu überbrücken.

App hilft gegen Essstörungen

Jens Blechert vom Zentrum für Kognitive Neurowissenschaften der Universität Salzburg entwickelt eine App, die Patienten mit Essstörungen nach einem Klinikaufenthalt beim Transfer in den Alltag hilft. In dieser Situation sei häufig plötzliches impulsives Überessen problematisch, erklärte der Psychologe. Die App soll sich dabei an den Nutzer anpassen und nützliche Tipps liefern, wie sich so etwas vermeiden lässt, so Blechert, der 2014 einen ERC-"Starting Grant" für die Entwicklung neuer Möglichkeiten zur Behandlung von Essstörungen erhalten hat.

Messbare Änderungen in der Genexpression

Stefan Ameres vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien hat ein Sequenzierungs-Werkzeug namens SLAMseq entwickelt. Mit diesem kann man einfach sehen, welche Gene wann und wie lange aktiv sind und plötzliche Änderungen in der Genexpression messen, also die Umsetzung der Information eines Gens in das jeweilige Produkt, etwa ein Protein.

Diese Methode birgt laut Ameres enormes Potenzial nicht nur für die Grundlagenforschung, sondern auch für die Pharmaindustrie. Denn damit werde es möglich, die molekularen Ursachen für Abweichungen im Genexpressionsmuster zu bestimmen, welche schwerwiegende Krankheiten hervorrufen können, etwa Krebs. Für diese Entwicklung wurde Ameres, der 2013 einen "Starting Grant" erhalten hat, heuer bereits mit dem "Houska Preis" ausgezeichnet. (APA, 12.9.2018)