Die E-SIM ist noch einmal ein ganzes Stück kleiner als klassische SIM-Karten.

Foto: T-Mobile/Marlena König

Die ersten iPhones mit Dual-SIM-Support: So pries Apple seine neue Hardwaregeneration im Rahmen des Launch-Events am Donnerstag an. Bei näherer Betrachtung ist die Angelegenheit allerdings etwas komplizierter: Echte Dual-SIM-Unterstützung, wie man sie von vielen Android-Herstellern kennt, gibt es nämlich nur für den chinesischen Markt. Im Rest der Welt setzt man hingegen auf an eine andere Lösung: Neben einem klassischen Nano-SIM-Slot gibt es auch noch eine sogenannte E-SIM, die fix im Gerät verbaut ist.

Von den Providern abhängig

Das Problem dabei: Bei E-SIM handelt es sich noch um eine relativ junge Technologie mit äußerst geringem Provider-Support. Genau dies könnte sich nun aber rasch ändern, wie ein Rundfrage des STANDARD bei österreichischen Providern zeigt: Bekünden darin doch alle drei großen Anbieter Interesse am Nachfolger der gewohnten SIM-Karte.

Die Vorreiterrolle will dabei T-Mobile Austria einnehmen: Der österreichische Anbieter gehört nämlich zu jenen, die als erstes die E-SIM der neuen iPhones unterstützen wollen. So findet man sich denn auch bereits in der – derzeit noch recht kurzen – Liste jener Provider, die vom Start weg für die elektronische SIM-Karte fit sein sollen. Konkret heißt dies, dass es Ende des Jahres soweit sein soll, erst dann will nämlich Apple mit einem Softwareupdate die E-SIM bei den neuen iPhones aktiv schalten.

Ablauf

In einem Blogeintrag führt T-Mobile auch gleich erste Details zur Einrichtung einer solchen E-SIM aus: So soll sich diese einfach über Smartphone selbst sowie das T-Mobile-Kundenportal aktivieren lassen. Der Gang in den Shop entfällt damit. Wer einen bestehenden Vertrag hat, kann ebenfalls auf diesem Weg auf die E-SIM wechseln.

DER STANDARD

"3" prüft

Etwas verzwickter ist die Lage bei "3": Zwar unterstützt der Provider bereits seit Herbst 2017 prinzipiell E-SIMs, das bedeutet allerdings nicht, dass die neuen iPhones gleich vom Start weg unterstützt werden. In einer Stellungnahmen betont man, dass Apple hier eigene Wege beschreite, man hier also noch zusätzliche Anpassungen vornehmen muss. Ob – und ab wann – man die neuen iPhones unterstützen kann, müsse man erst prüfen. Das Unternehmen habe vom E-SIM-Support in den neuen Apple-Geräten so wie der Rest der Welt gerade erst erfahren, was erklärt, warum es noch keine genaueren Pläne gibt.

A1 will

Von A1 heißt es, dass man zwar nicht von Anfang an mit dabei ist, aber definitiv großes Interesse an der E-SIM hege. Insofern werde man natürlich versuchen, den neuen Standard so schnell wie möglich zu unterstützen, auch wenn man hier noch keine konkreten Termine nennen kann – immerhin hängt dies im betreffenden Fall auch von Apple ab.

Ganz generell zeigt man sich bei A1 davon überzeugt, dass sich die E-SIM recht flott durchsetzen wird. Dazu dürfte beitragen, dass mit Android 9 "Pie" auch bei Googles Betriebssystem E-SIM-Support integriert wurde. Auch dies kam übrigens nicht ganz überraschend, beherbergt Googles Pixel 2 (XL) doch ebenfalls bereits eine zu den neuen iPhones sehr ähnliche Kombination aus E-SIM und klassischer SIM. Auch bei Apple ist das iPhone nicht der erste Schritt in diese Richtung, so beherbergte schon die letzte Apple Watch mit LTE eine E-SIM.

Hintergrund

E-SIMs versprechen den Wechsel zwischen einzelnen Anbietern wesentlich einfacher zu machen, indem einfach über die Software auf einen neuen Provider gewechselt werden kann. So zumindest die Theorie. Bisherige Implementation zeigen nämlich, dass die Anbieter bei über sie verkauften Geräten erst recht wieder zu Methoden wie einem Netlock greifen. Dabei werden dann nur Profile des jeweiligen Providers auf der E-SIM zugelassen. Auch regionale Beschränkungen auf einzelne Länder wurden schon gesichtet. Ob Apple solche Maßnahmen zulässt, wird sich allerdings wohl erst nach dem offiziellen Start gegen Ende des Jahres zeigen.

Klarer sind hingegen die Vorteile für die Hardwarehersteller: Eine E-SIM braucht erheblich weniger Platz im Gehäuse als ein klassischer Nano-SIM-Slot. Damit ist der Dual-SIM-Support auch weniger als eine bewusste Entscheidung sondern als ein Nebeneffekt auf dem Weg zu einer reinen E-SIM-Lösung zu verstehen. Durch die Unterstützung der E-SIM macht Apple Druck auf die Provider, gleichzeitig ist man sich aber natürlich bewusst, dass es noch zu früh ist, die Nano-SIM ganz zu streichen. Die Richtung ist aber nun vorgezeichnet. (Andreas Proschofsky, 13.9.2018)